Inhaltsverzeichnis
- Vom Bodensee an den Gardasee auf die harte Tour
- Strecke
- Nachfahren der Tour
- Prolog
- 1. Tag: Lindau – Schwägalp
- 2. Tag: Schwägalp – Glarus
- 3. Tag: Risetenpass – das Glarner Sahnehäubchen
- 4. Tag: Scalettapass
- 5. Tag: Königsetappe – vier Pässe, drei Grenzen
- 6. Tag: Die Spur der Steine
- 7. Tag: Passo dei Campelli – Passo di Croce Domini – Idrosee
- 8. Tag: Finale Tremalzo
- Fazit
- Rückreise
- Rückmeldungen
- Überarbeitung: was hat sich geändert?
Vom Bodensee an den Gardasee auf die harte Tour
Zugegeben, dieser Transalp ist hart. Acht Tourtage mit durchschnittlich mehr als 2000 Höhenmetern am Tag fordern ihren Tribut – mental und körperlich. Sie ist jedoch traumhaft schön und in weiten Teilen einsam, weil sie in großen Abschnitten durch Gebiete führt, die nicht von den klassischen Transalp-Routen berührt werden. Mit den Glarner Alpen wartet ein Gebirgsstock in der Schweiz auf seine Überwindung, der recht selten auf Transalps durchquert wird. Nach dem Start am Bodensee führt der Alpencross durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Italien und endet, wo sonst, am Gardasee. Einen schöneren Abschluss als vom Tremalzo über die alte Ponale-Straße am Lago anzukommen, kann man sich schwerlich vorstellen.
Strecke
Bodensee – Schwägalp – Glarus – Risetenpass – Davos – Scalettapass – S-chanf – Passo Chaschauna – Livigno – Passo della Vallaccia – Pass da Val Viola – Poschiavo – Tirano – Passo del Venerocolo – Schilpario – Passo di Campelli – Passo di Croce Domini – Passo di Maniva – Idrosee – Tremalzo – Gardasee
Länge: ca. 547 km
Höhenmeter: ca. 17.100 hm
Etappen: 8, Hinweise zu Varianten (falls vorhanden) bei den einzelnen Etappen
Beste Reisezeit: wenn der Schnee von den hohen Pässen über 2000 m verschwunden ist und es im Herbst noch nicht wieder geschneit hat – also erfahrungsgemäß ab Mitte/Ende Juni bis in den September hinein. Im Vorfeld und unterwegs heißt es, sich rechtzeitig zu erkundigen und immer die aktuelle Wettersituation im Auge zu behalten.
Die dokumentierten Strecken stammen aus Komplettbefahrungen und einzelnen Recherchetouren, um die Strecke zu optimieren. Jeder einzelne Meter wurde von mir persönlich gefahren, auch wenn ich Teilstücke schon kennen sollte. Ich verlasse mich nicht auf Hörensagen oder Berichte anderer, sondern probiere es selbst aus und treffe nach meiner Sachkenntnis die notwendigen Entscheidungen bei der Wahl der Strecke.
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute (siehe auch die Detailkarten bei den einzelnen Etappen)
rot: Varianten
Höhenprofil
Wegeverteilung
Übersicht Etappen der Hauptroute mit Hinweisen auf Varianten (falls vorhanden)
1. Tag: 73 km, 1904 hm
Lindau – Bregenz – Rheineck – Heiden – Gais – Weissbad – Schwägalp
2. Tag: 48 km, 1169 hm
Schwägalp – Lutertannen – Risipass – Stein – Hinterhöhi – Amden – Weesen – Glarus
3. Tag: 74 km, 2109 hm
Glarus – Sool – Engi – Matt – Risetenpass – Weisstannen – Mels – Landquart – Schiers
4. Tag: 64 km, 2209 hm
Schiers – Küblis – Klosters – Davos – Dürrboden – Scalettapass – S-chanf
– Variante: Davos – Flüelapass – Livigno
5. Tag: 92 km, 2710 hm
S-chanf – Passo Chaschauna – Livigno – Passo d´Eira – Passo della Vallaccia – Pass da Val Viola – Poschiavo – Le Prese – Brusio – Campocologno – Tirano
– Variante: Mottolino Lift in Livigno
– Variante: Poschiavino-Trail
6. Tag: 44 km, 2134 hm
Tirano – Stazzona – Aprica – Malga Magnolta – Passo del Venerocolo – Valle di Venerocolo – Schilpario
– Variante: Aprica-Seilbahn-Magnolta
– Variante: Belviso-Vivione
7. Tag: 86 km, 2968 hm
Schilpario – Rifugio Bagozza – Passo di Campelli – Breno – Passo di Croce Domini – Passo di Maniva – Passo Dosso Alto – Anfo – Idrosee
– Variante: Vivione-Bagozza
– Variante: Passo di Maniva-Idrosee
8. Tag: 67 km, 1912 hm
Anfo – Storo – Passo Tremalzo – Passo Nota – Passo Rocchetta – Pregasina – Riva – Torbole
– Variante: Caplone-Tremalzo
– Variante: Ampola-Ledrosee-Ponale
Alle hier genannten Varianten sind mit GPS-Tracks hinterlegt, siehe die genauen Bezeichnungen in den Tagesberichten. Teilweise weise ich dort auf Alternativen hin, die auf Straßen und Radwegen verlaufen. Die sind auch ohne GPS-Tracks nicht zu verfehlen.
Nachfahren der Tour
Wenn ihr die Tour individuell nachfahren wollt, gilt immer mein allgemeiner Haftungsausschluss – siehe hier.
Weiterhin ist folgendes verfügbar im Webshop.
- GPS-Tracks
- Kartenscans
- Finisher Bikeshirt:
Landkarten
Kompass: Digitale Karte Über die Alpen, Digitale Karte Schweiz, 1b, 21, 072, 93, 94, 98, 99, 102, 103, 112, 113, 126,
Übersichtskarte: Kompass – Straßenkarte 358 Tirol – Trentino ISBN: 3-85491-853-4
Tourplanung
- Andreas Albrecht
- Darko Cetojevic (Abschnitt Glarus – Risetenpass – Bad Ragaz)
gefahren von: Andreas Albrecht, David Strixner, Darko Cetojevic (3. Etappe), Alcide Pancot: Gran Tour Venerocolo Aprica – Magnolta, Dr.-Ing. Alexander Krzepinski: Monte Caplone
Fotos
Wenn nicht anders vermerkt, sind es eigene Bilder. Sie stammen von verschiedenen Befahrungen und Erkundungen einzelner Streckenabschnitte.
Prolog
Wenn du denselben Weg wie jeder anderer reist, wirst du nur sehen, was sie bereits gesehen haben.
Iain Banks (*1954)
Wie der Zufall so spielt, lernte ich den Schweizer Darko aus Glarus kennen, als er mit seinem Freund Jeff aus New York eine Transalp fuhr. Ich saß nach unserer Etappe gerade in Grosio auf der Terrasse meines Stammhotels „Sassella“, als die beiden durchgefroren vom Passo Verva kamen. Ein Wort gab das andere und plötzlich zog Darko das ein wenig zerfledderte „Transalp Roadbook 1“ von mir aus der Tasche. Das Hallo war natürlich groß und da wir am selben Tag am Gardasee ankamen, lud ich die beiden zu unserem Abschlussessen ein. Dabei wurde die Idee geboren, den Start einer Transalp am Bodensee mit einer Durchquerung der Glarner Alpen zu verbinden. Darko mit seiner Ortskenntnis hat dazu im Vorfeld verschiedene Übergänge ausprobiert und mit dem Risetenpass eine eindrucksvolle, wenn auch fordernde Variante gefunden. Diesen sind wir am dritten Tag gemeinsam gefahren – ein tolles Erlebnis.
Diese Transalp ist auch deshalb so lang geworden, weil dieses Mal das Wetter mitspielte und wir alle im Vorfeld angepeilten Pässe und Ziele erreichen konnten. Am Bodensee wollte ich schon lange eine Transalp starten. Lindau bietet sich dazu in idealer Weise an. Wenn man am Morgen mit dem Zug in München startet, ist man noch vor Mittag da und kann noch eine ordentliche Strecke bis in die Schweiz zurücklegen. Mit den Glarner Alpen wartet ein Gebirgsstock auf seine Überwindung, der wohl recht selten auf Transalps durchquert wird .
Für Darko ist die Tourbegleitung am 3. Tag eine Dienstreise. Gleich danach hat er einen Bericht für seine Zeitung „Die Südostschweiz“ geschrieben: hier der Artikel als pdf-Dokument.
Wie die Tour entstand – eine Schnapsidee wird Realität
Darko Cetojevic (Glarus – Schweiz)
In sieben Tagen rund 490 Kilometer und fast 12 000 Höhenmeter mit dem Mountainbike durch die Alpen – das ist eine normale Transalp-Tour. Alles andere als normal fällt die Feier danach aus: Die Transalp- Finisher essen und trinken ausgiebig, und mit jedem Glas werden ihre Aufstiege, von den sie erzählen, steiler, die Abfahrten waghalsiger, die Sprünge höher und die erlebten Stürze gefährlicher. Andreas Albrecht sitzt mittendrin, lächelt viel und sagt wenig. Er spult rund 4000 Kilometer jährlich durch die Alpen ab und überwindet dabei gegen 90 000 Höhenmeter. Alle am Tisch sind auf einer von seinen Touren gefahren. Albrecht ist einer der ersten Transalp-Biker Europas überhaupt. Einer der feiernden Transalp-Finisher kommt aus Glarus. Er redet auf den Transalp-Pionier Albrecht ein und unterstreicht seine Sprüche mit Grappa.
«Das Glarnerland, lieber Andreas, das sind grandiose, für die meisten Mountainbiker noch unentdeckte Landschaften. Eine Transalp, die durchs Glarnerland führt – das gibt es noch nicht. Du wärst der Erste, der so etwas macht.»
Die Kombination aus Einreden und Abfüllen wirkt wie eine unwiderstehliche Zentrifugalkraft, die Albrecht das glarnerische Bike- Paradies im Verlaufe des immer länger werdenden Abends vor die Augen weht. Schliesslich lenkt er ein: «Wir probieren es mal.»
Und tatsächlich: Ein Jahr später fährt Andreas Albrecht wirklich durchs kleine Glarnerland. Der Transalp-Spezialist erkundet dabei eine mögliche Route vom Bodensee zum Gardasee – und er findet eine Perle: Die dritte Etappe führt von Glarus über den Risetenpass nach Schiers und wird von ihm «das Glarner Sahnehäubchen» genannt. Albrecht veröffentlicht die ganze Tour dann auf seiner Homepage www.transalp.info. In den darauf folgenden Jahren weckt diese Transalp zunehmend das Interesse der Mountainbiker. Die Transalp mit dem Glarner Sahnehäubchen ist allerdings alles andere als normal. Sie dauert acht Tage und führt über rund 550 Kilometer sowie 17.000 Höhenmeter. Das ist nicht für jedermann. Eine Belohnung haben die Finisher jedenfalls, denn die Feier danach wird jeweils mächtig abgehen.
1. Tag: Lindau – Schwägalp
Strecke: 72,7 km, 1904 hm
Lindau – Bregenz – Rheineck – Heiden – Gais – Weissbad – Schwägalp
- 18 %: Straße
- 70 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 11 %: Feldweg, Schotter
- 1 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 1-Lindau-Schwaegalp.gpx
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (falls vorhanden)
Ursprünglich wollte Darko vom Bodensee aus die ersten drei Etappen mit uns zusammen fahren. Als frischgebackener Vater von Zwillingen musste er in diesem Sommer verständlicherweise andere Prioritäten setzen. So sind wir beim Start in Lindau wieder das bewährte Zweierteam – David und ich. Mit dem Bayernticket geht es preiswert und entspannt per Eisenbahn nach Lindau am Bodensee.
Der Kopfbahnhof entlässt uns direkt in die sehenswerte Altstadt.
Eine gemütliche Einrollstrecke auf den Bodenseeradweg liegt vor uns.
Wir passieren unbemerkt die Grenze zu Österreich. Bei Bregenz radeln wir direkt am Seeufer entlang.
Durch die Fahrt am Seeufer haben wir freien Blick und sehen in Richtung des heutigen Etappenziels am Säntis im Appenzeller Land.
Nach dem Passieren der Schweizer Grenze in St. Margrethen warten die ersten Anstiege auf uns. Der Blick auf die Karte offenbart eine Vielzahl von Möglichkeiten. Auch das GPS-Gerät mit der Garmin-Topo-Karte der Schweiz hilft nicht viel weiter, um eine sinnvolle Variante zu finden. Ein Gewirr von Wegen und Pfaden, da die Richtigen zu finden, ist Glückssache. Ich frage deshalb in einem Radshop nach – der Chef muss es ja wissen. Wir folgen seinem Rat.
Die ersten Steigungen auf Nebensträßchen kosten in der schwülen Hitze Kraft, besser als Regen ist das allemal.
In Heiden erreichen wir eine MTB-Route. Sie ist relativ gut beschildert. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Das ist nicht gut geeignet, einen Rhythmus zu finden, besonders wenn man einen schweren Rucksack auf dem Kreuz hat. Viele einheimische Mountainbiker sind unterwegs, erkennbar am leichten Tagesrucksack. Wir sind offenbar die einzigen, die auf Langstrecke unterwegs sind. In Weissbad beginnt der Schlussanstieg zur Schwägalp, die am Fuße des Säntis liegt. Es zieht sich am Ende auf Schotter ewig hin. Wolken ziehen auf, es wird dunkel und Regen droht. Wir schaffen es rechtzeitig und erhalten im Hotel noch ein Doppelzimmer sowie ein passables Abendessen. Über die Preise in der Schweiz decken wir den Mantel des Schweigens und uns frühzeitig mit der Bettdecke zu. Für heute reicht es.
Übernachtungstipp
- Schwägalp: Säntis – das Hotel, Telefon: +41 71 3656600
2. Tag: Schwägalp – Glarus
Strecke: 47,7 km, 1169 hm
Schwägalp – Lutertannen – Risipass – Stein – Hinterhöhi – Amden – Weesen – Glarus
- 10 %: Straße
- 61 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 18 %: Feldweg, Schotter
- 11 %: Trail, Pfad
- Schiebepassage: ca. 30 min beim Anstieg in Richtung Hinter Höhi (ca. zwischen km 23,5 und km 25,0)
- GPS-Track: 2-Schwaegalp-Glarus.gpx
Alternative bei schlechtem Wetter
- bei schlechten Wetterbedingungen ist die Passage am 3. Tag über den Risetenpass nicht zu empfehlen
- in dem Falle von Weesen auf Radroute entlang des Walensees in Richtung Rheintal/Sargans
- bei Mels wieder auf die Transalp-Route
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (falls vorhanden)
Beim Losradeln am Morgen sind bei uns beiden die Beine bleischwer.
Nur gut, dass es unter dem Säntis zunächst abwärts geht. Zuerst auf einem Trail, danach auf der alten Passstraße. Bei Lutertannen (über die Schreibweise ist man sich nicht einig – ich übernehme die von der gleichnamigen Hütte vor Ort) beginnt der Aufstieg zum Risipass.
Perfekt ausgeschildert – wie in der Schweiz meist üblich – ist der Weg nicht zu verfehlen.
Ich gebe zu, nach Kartenlage hätte ich die andere Talseite gewählt, um Höhe zu gewinnen. Wir folgen jedoch nach kurzer Beratung der Bikeroute nach links, die uns nach einer kurzen Schiebepassage zur Alp Leser führt. Von hier aus erreicht man den Risipass fahrenderweise, was auf der rechten Talseite nicht so problemlos möglich gewesen wäre. Am Pass ergibt sich ein schöner Blick zurück zum Säntismassiv. Leider verdecken Schleierwolken noch die Sonne.
Unser Blick richtet sich nun nach vorn, wo der nächste Höhenzug auf uns wartet. Dahinter liegt mit dem Walensee bereits das Glarner Land auf. Tagesziel ist Glarus, die kleine Hauptstadt des gleichnamigen Kantons. Es werden heute wohl nur etwas mehr als 1000 Höhenmeter werden, was uns nur recht ist, wir brauchen noch etwas Zeit zum Einrollen. Die bekommen wir bei der leichten Abfahrt nach Stein.
Nach der einfachen, aber rasanten Abfahrt nach Stein nehmen wir die Steigung nach Hinterhöhi (das heißt tatsächlich so) in Angriff. Wir verlassen uns auf die Wegweiser und gelangen nach einer langen moderaten Auffahrt auf einer Forststraße zu einer Almhütte, wo der fahrbare Pfad vorerst endet und eine Schiebepassage auf uns als Opfer wartet. Es gibt Quellwasser, so dass wir die Gelegenheit zur Rast nutzen. Kaum eine halbe Stunde dauert die Schieberei auf steiler Wiese, bis wir auf der Hochebene den breiten Schotterweg nach Hinterhöhi erreichen. Hier sehen wir, das von rechts aus dem Zwislenwald ebenfalls ein Forstweg einmündet. Vielleicht wäre der Weg über die rechte Talseite die bessere Wahl gewesen? Egal, wir sind oben und rollen ein paar Höhenmeter abwärts bis zur Aelplerstube. Das grandiose Panorama der Glarner Alpen baut sich vor uns auf – ein idealer Rastplatz. Wir setzen uns auf die Holzbänke und lassen die Almdudlermusik über uns ergehen, die hier wohl unvermeidlich dazugehört.
Ich schicke Darko eine SMS. Die Antwort kommt prompt. Wir werden uns in ca. einer Stunde in Weesen am Walensee treffen. Zeit genug, um für die Abfahrt einen Trail zu suchen und zu finden, damit es nicht langweilig wird. An der Bergstation des Lifts, der von Amden die Wanderer hochkarrt, geht ein Forstweg vorbei. Diesen verlassen wir wenig später nach links. Über einen Wiesentrail tauchen wir in den Wald ein, wo es ein paar nette verblockte Stellen zu überwinden gilt, alles aber weitgehend unproblematisch.
Zwischen Amden und Weesen vertun wir erst ein wenig Zeit mit der Suche nach der Bikeroute, werden fündig und landen später auf der Straße nach Weesen, die uns rasant abwärts zum Walensee bringt. Hier sieht es nach „Schickimicki“ aus. Heidi lässt grüßen. Da taucht Darko auf. Die Wiedersehensfreude ist auf groß. Wir radeln zügig die flache Strecke im Tal bis Glarus, wo Darko wohnt und in dessen Haus wir gastfreundliche Aufnahme finden. Bei einem kühlen Bier tauschen wir Erinnerungen aus und besprechen die Route für den nächsten Tag. Es verspricht interessant zu werden.
Übernachtungstipps
- über Tourist-Information Glarus: Bahnhofstrasse 14, 8750 Glarus, Schweiz, Telefon: +41 55 6401101
3. Tag: Risetenpass – das Glarner Sahnehäubchen
Strecke: 73,8 km, 2109 hm
Glarus – Sool – Engi – Matt – Risetenpass – Weisstannen – Mels – Landquart – Schiers
- 24 %: Straße
- 44 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 27 %: Feldweg, Schotter
- 5 %: Trail, Pfad
- Tragepassage über ca. 300 Höhenmeter beim Aufstieg zum Risetenpass (ca. zwischen km 23,3 und 24,3), ca. 1 Stunde für Geübte
- GPS-Track: 3-Glarus-Schiers.gpx
Alternative bei schlechtem Wetter
- siehe Hinweise am 2. Tag
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (falls vorhanden)
Der Tag verspricht schön zu werden. Am Morgen sind zwar noch ein paar Restwolken am Himmel, aber gegen die Sonne haben sie keine Chance.
Der schneebedckte Tödi im Hintergrund ist mit 3613 m der höchste Gipfel der Glarner Alpen. Zu dritt radeln wir los. Wir folgen der von Darko ausgetüftelten Route. Er hatte im Laufe des Frühjahrs und Sommers verschiedene Wege über die Glarner Alpen erkundet. Darkos Vorschlag ist es, die Glarner Alpen über den Risetenpass zu überwinden. Das ist der einzig sinnvoller Übergang in dieser Ecke, auch wenn das mit einer deftigen Schiebe- und Tragepassage verbunden ist. Aber noch sind wir nicht dort. Über Sool, Engi und Matt pirschen wir uns heran und machen dabei gut fünfhundert Höhenmeter auf abwechslungsreicher, gut fahrbarer Strecke. In Matt prallt die Sonne mit Macht auf uns hinunter. Wir füllen am Brunnen unsere Wasserflaschen auf und los geht es mit dem steilen Aufstieg ins Chrauchtal.
Langsam gewinnen wir an Höhe und erreichen bei der Riseten-Unterstafel einen ersten Abzweig zum Pass. Bei Darkos Recherche hat sich dieser als unfahrbar erwiesen. Nach Kartenlage müssen wir noch ein paar hundert Meter den normalen Talweg weiterfahren. Der Blick auf die Topokarte in meinem GPS bestätigt meine Vermutung. Tatsächlich erreichen wir den richtigen Abzweig nach wenigen Minuten. Dabei haben wir eine malerische Hochebene erreicht, wo Almwirtschaft betrieben wird.
Gleich meint man, Winnetou und Old Shatterhand müssten eben angeritten kommen. Die beiden erscheinen doch nicht. Die einzigen Menschen treffen wir an der Alp Riseten, wo eine Schrifttafel davon kündet, dass hier in der Nähe im Winter in den 1920er Jahren ein Schweizer Flugpionier notlanden musste und sich mit gebrochenen Beinen bis nach Matt retten konnte. Eine übermenschliche Leistung. Nicht ganz so übermenschlich, aber nicht ohne ist die Bezwingung des Risetenpasses mit dem Bike. Bis in eine Höhe von knapp 1900 Metern führt ein breiter Almweg, den man mit Mühe fahren kann.
Nach einer Linkskehre ist Schluss mit lustig.
Gnadenlos steil ist der Pfad durch die Almwiesen bis zur Passhöhe auf 2189 Metern. Ausgesetzt ist er nicht, aber teilweise so schmal, dass man das Bike Stufe um Stufe empor wuchten muss. Jetzt weiß ich endlich, wo der Schweizerische Ausdruck „das Bike stoßen“ herrührt.
David macht aus der Not eine Tugend und verwandelt seinen Deuter-Tourenrucksack in ein Tragegestell für Mountainbikes. Es ist so deutlich schneller unterwegs als Darko und ich.
Schließlich sind wir alle glücklich, aber ausgepumpt oben am Risetenpass. Eine knappe Stunde hat die Schiebe-/Tragepassage gedauert. Mir ist sofort klar – die Mühe des Aufstiegs ist dieser Pass allemal wert.
Ein gewaltiges Bergpanorama mit vergletscherten Hängen und schneebedeckten Gipfel breitet sich vor unseren Augen aus. Der Foostock und die charakteristische Platte des Tödi liegen hinter uns im Sonnenschein auf scheinbar gleicher Höhe. Vor uns in nordöstlicher Richtung die ganze Pracht der Schweizer Bergwelt um Chur bis hin nach Davos. Die Abfahrt belohnt uns für unsere Mühen. Ausgehend von der Passhöhe ist der Trail nahezu komplett fahrbar.
In Sichtweite einer Almhütte muss man links den Weg über eine leicht verblockte Wiese finden. Später wird aus dem Pfad eine ruppige, verschlammte Kuhtrampelpiste. Die muss man mit ordentlich Schmackes fahren, sonst bleibt man im Dreck stecken. Die Sache macht trotzdem einen Heidenspaß. An der Alp Obersiez sollte man die Dreckklumpen abspülen, sie fliegen einem sonst bei der folgenden rasanten Abfahrt nach Weisstannen um die Ohren. Der Rest ist einfaches Rollen hinunter ins Rheintal. Gemeinsam radeln wir zu dritt bis Landquart, wo sich Darko von uns verabschieden muss. Den Rest seines Arbeitstages wird er mit der Rückreise per Bahn nach Glarus verbringen. David und ich rollen mit Rückenwind noch ein paar Kilometer auf der Veloroute Richtung Davos. In Schiers ist Schluss für heute. Eine Unterkunft ist schnell gefunden. Duschen, Wäschewaschen, Essen und wie gehabt ein Schluck Grappa für die muskuläre Tiefenentspannung.
Übernachtungstipps
- Engi: Hotel Hefti, Allmeind, 8765 Engi, Schweiz, Telefon: +41 55 6421155
- Schiers: Hotel Alpina, Schrabachstrasse 95b, 7220 Schiers, Schweiz, Telefon: +41 81 3281212
4. Tag: Scalettapass
Strecke: 64,1 km, 2209 hm
Schiers – Küblis – Klosters – Davos – Dürrboden – Scalettapass – S-chanf
- 22 %: Straße
- 36 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 19 %: Feldweg, Schotter
- 23 %: Trail, Pfad
- Schiebepassagen: je nach Fahrtechnik und Kondition auf ca.4 km Strecke und 600 hm zwischen Dürrboden und dem Scalettapass
- GPS-Track: 4-Schiers-S-chanf.gpx
Variante: Flüelapass, Inntal, Zernez, Tunnel nach Livigno
Spätestens in Davos muss man sich erkundigen, wie die Schneelage auf dem 2606 m hohen Scalettapass ist, ggf. muss man ihn auslassen. Details dazu weiter unten im Textbericht.
- GPS-Track: 4-Var-Davos-Fluela-Zernez-Livigno.gpx
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (falls vorhanden)
Bei der Grobplanung für diese Transalp war mir klar, dass wir die Strecke nach Davos so zügig wie möglich im Tal zurücklegen sollten, wenn wir nicht mehr als acht Tage unterwegs sein wollten. Die Wetterlage zeigt sich spätsommerlich stabil, so dass wir endlich den Scalettapass in Angriff nehmen können. Beim ersten Versuch verhinderte dies noch der späte Sommerbeginn, so dass damals als Notlösung nur die Straße über den Flüelapass übrig blieb. Dazu mehr am Ende dieses Tagesberichtes. Ursprünglich dachte ich, dass wir am gestrigen Tag noch bis Dürrboden hätten kommen können. Das hat sich aber als illusorisch erwiesen. Dazu hätte es eien Bahntransfer gebraucht, wozu es aber keinen Grund gab. Die Route im Rheintal nach Davos verläuft auf einer der vielen Velorouten in der Schweiz. Ab Küblis und insbesondere zwischen Klosters und Davos genügt sie vollauf den Ansprüchen einer Mountainbiketour.
Dabei macht man genug Höhenmeter, so dass der Scaletta als einziger Pass dieses Tages genug sein wird.
Vorbei an Laret folgen wir dem Weg bis nach Wolfgang.
Nach dem See rollen wir hinein nach Davos. In in den vergangenen Tagen waren wir meist allein im Gelände unterwegs. Heute streifen wir eine der Transalp-Hauptrouten. Eine geführte Gruppe mit Gepäcktransport wird in den nächsten Tagen öfters unseren Weg kreuzen.
Wir versorgen uns in Davos im Supermarkt, denn gut eintausend Höhenmeter liegen bis zum Scalettapassvor uns. Bis Dürrboden geht es bei moderater Steigung im Dischmatal zügig voran.
Moderate Steigung und damit gut fahrbar in der Nähe der Wisenalp im Dischmatal. Die Kräfte auf dem hier im Bild zu sehenden parallel verlaufenden Talwanderweg zu verschleißen, ist wenig sinnvoll. Es warten noch andere Aufgaben. An der Gaststätte Dürrboden ist allgemeiner Sammelpunkt, jetzt heißt es kurz rasten und Wasser tanken.
An der Dürrboden Hütte beginnt der Säumerpfad zum Scalettapass.
Bei entsprechender Kondition sind einige Teilstücke fahrbar.
Später wird sich die eine oder andere Schiebepassage mit Transalprucksack auf dem Rücken sicher nicht vermeiden lassen. Dieser uralte Übergang ist einer der besten schiebbaren Pässe, die ich in den Alpen kenne. Der Weg ist breit genug, so dass man das Rad gut führen kann.
Höchst selten muss man es über eine Stufe heben und kann so in aller Ruhe die Aussicht und Gesellschaft genießen.
Wasser ist in den Alpen meist reichlich vorhanden für eine willkommene Erfrischung. In einer reichlichen Stunde sind wir oben am Scalettapass. Im Windschatten einer kleinen Schutzhütte machen wir Rast. Trotz strahlendem Sonnenschein ist es hier oben empfindlich kühl, wenn man dem Wind ausgesetzt ist. Also Jacke an und los geht die Abfahrt.
Die Abfahrt erweist sich als wahrer Genuss.
Bald ist der Talboden bei der Alp Funtauna erreicht.
Ein leichter Almweg führt weiter das Tal hinab.
Doch nicht so hastig, die abendlichen Lichtverhältnisse sind wie geschaffen für häufige Fotopausen, die wir reichlich einlegen. Schließlich erreichen wir die ersten Almhütten bei Susauna in der Nähe des Oberinntals.
Wir haben genügend Zeit, ein Quartier wird sich in S-chanf im Inntal sicher finden, wo wir die Etappe beenden wollen. Am Talende des Val Susauna noch eine kurze Steigung rechts hinauf, danach ein paar hundert Meter auf der Straße und wir sind da.
An Unterkünften herrschte bei unserer Explorertour vor einiger Zeit kein Mangel. Inzwischen sind die touristischen Ströme im kleinen Ort am Inn etwas versickert. Die früher reichhaltig vorhandenen Hotels sind alle geschlossen, wie ich bei einer neuerlichen Tourrecherche in der Tourist-Information in S-chanf erfahre.
Das Hotel Scaletta bot uns vor Jahren einmal Unterschlupf. Nun ist es verwaist. Ob es jemals wieder öffnen wird, ist ungewiss.
Übernachtungstipps
- Hilfestellung bei der Suche nach einer Unterkunft gibt die Tourist-Information S-chanf: Chauntaluf 51, 7525 S-chanf, Telefon: +41 81 8542255
- ggf. weiterfahren bis Parkhütte Varusch, Telefon +41 81 8543122 (ca. 5 km und 100 hm von S-chanf entfernt in der Nähe der Strecke des folgenden Tages)
Eine Option für die Unterkunft: Parkhütte Varusch. Schön und ruhig gelegene Berghütte oberhalb von S-chanf gelegen ohne Stromanschluss.
Hinweise zur Variante: Straße zum Flüelapass, Inntal, Zernez, Tunnel nach Livigno
Wenn der Scalettapass wegen Schnee nicht passierbar ist, trifft das für den am nächsten Tag folgenden Pass Chaschauna genauso zu. Der muss ebenfalls umfahren werden (siehe die Übersichtskarte weiter oben und das folgende Höhenprofil). Diese Variante ist bei schlechten Wetter vor allem mit Gewittergefahr dringend anzuraten. Immer dran denken: dem Berg ist es egal, ob sich ein Mountainbiker überschätzt und sich einer Lebensgefahr aussetzt!
Strecke: 57,8 km, 1434 hm
Davos – Flüelapass – Susch – Zernez – Punt la Drossa – Tunnel – Livigno (ab Schiers: 90,1 km, 2561 hm)
- 89 %: Straße
- 5 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 6 %: Feldweg, Schotter
- GPS-Track: 4-Var-Davos-Fluela-Zernez-Livigno.gpx
Die Variante führte von Davos über den Flüelapass und weiter in Richtung Ofen-Pass und verläuft weitgehend über die Straße. Die Auffahrt zum Flüela ist unproblematisch, nach einer reichlichen Stunde waren wir oben. Es wurde deutlich kälter und Schneereste überall, wohin das Auge blickte.
Hinunter geht es ins Engadin nach Susch. Weiter auf dem Inn-Radweg flussaufwärts in Richtung Zernez.
In Zernez beginnt die Auffahrt zum Ofen-Pass. Am Punt la Drossa beginnt Grenztunnel nach Livigno. Dort muss man auf den kostenpflichtigen Bikeshuttle warten, der einen am Punt da Gall absetzt. Wir radeln über die Staumauer des Lago Livigno zum Grenzübergang und sind in Italien. Noch ein paar Kilometer liegen auf der Uferstraße vor uns. Diese besteht fast durchgängig aus Galerien.
Wir müssen die gesamte Länge des Stausees abfahren und erreichen schließlich Livigno.
Am Kreisverkehr am Ortseingang mündet die Hauptroute des 5. Tages ein, die im Inntal startet. Diese Etappe nach Tirano verkürzt sich deshalb entsprechend, ggf. kann man seine individuelle Einteilung der Etappen nach Bedarf anpassen.
Übernachtungstipps
Livigno
Hotel Lac Salin Spa & Mountain Resort
Via Saroch 496-D, Livigno T. +39 0342 996166
und weitere Hotels der Lungolivigno Gruppe
Hotel Astoria
Via Saroch 1116, 23030 Livigno (SO) ITALIEN
T./Fax +39 0342 99.66.63
5. Tag: Königsetappe – vier Pässe, drei Grenzen
Strecke: 91,7 km, 2710 hm
S-chanf – Passo Chaschauna – Livigno – Passo d´Eira – Passo della Vallaccia – Pass da Val Viola – Alpe Campo – Sfazu – Poschiavo – Le Prese – Brusio – Campocologno – Tirano
- 9 %: Straße
- 24 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 39 %: Feldweg, Schotter
- 28 %: Trail, Pfad
- Schiebepassagen: je nach Fahrtechnik und Kondition beim Anstieg zum Pass Chaschauna, Passo della Vallacia, Pass da Val Viola, Schmugglerpfad bei Campocologna (Grenze CH-IT)
- GPS-Track: 5-S-chanf-Tirano.gpx
Varianten
- in Livigno: mit Mottolino Seilbahn zur Bergstation, Trail zum Passo d’Eira
GPS-Track: 5-Var1-Mottolino-Lift-Trail.gpx - im Valposchiavo ab Sfazu Trail über alten Römerweg bis Angeli Custodi – Teilstück einer der legendären Bernina Xpress Trails, die in diesen Büchern von mir beschrieben werden: Alta Rezia GPS Trailguide und Mountainbiken im Valposchiavo
GPS-Track: 5-Var2-Poschiavino-Trail.gpx
Details dazu weiter unten im Textbericht.
Alternativen bei schlechtem Wetter:
- mit der Rhätischen Bahn von S-chanf über den Passo Bernina nach Tirano
- Start in Livigno, wenn man zuvor die Variante von Davos über den Flüelapass nehmen musste (siehe Bericht 4. Tag)
- ab Passo d’Eira auf Straße abwärts bis Abzweig ins Valle Vallacia an der Ponte del Rezz
- im Valposchiavo ab Sfazu Straße bergab bis Poschiavo (weiter Hauptroute über Le Prese, am Lago di Poschiavo entlang bis Miralago)
- im Valposchiavo ab Miralago Straße bis Ortseingang Tirano
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (falls vorhanden)
David hat in der Nacht unruhig geschlafen. Die Pizza vom Vorabend ist ihm nicht gut bekommen. Vermutlich liegt es daran, dass wir gestern Abend keinen Grappa getrunken haben? Wie dem auch sei, beim Frühstück bekommt er keinen Bissen hinunter. An Radfahren ist für ihn nicht zu denken. Wir beratschlagen, was sinnvoll sein könnte? S-chanf liegt an der Strecke der Rhätischen Bahn, die über Pontresina und den Berninapass bis nach Tirano führt. Dorthin sollte die Route führen, die mir vorschwebte. Wenn David mit dem Zug dorthin führe, hätte er einen Ruhetag zur Erholung und wir können uns dort treffen. Sollte es ihm nicht besser gehen, hätte er auf jeden Fall eine Möglichkeit, wieder mit der Bahn zurückzukommen. Ich rechnete mir an diesem Tag mit Traumwetter eine reelle Chance aus bis Tirano per Bike zu kommen, auch wenn ich ungern allein im Hochgebirge fahre. Wir fassen also den Entschluss, es so zu versuchen. Ich fahre mit David zum Bahnhof, wir verabschieden uns mit der Hoffnung, dass es ihm heute Abend besser gehen wird und wir wieder zusammentreffen werden. So ist es geschehen. David kommt in den Genuss einer Bahnfahrt mit dem legendären Bernina Express.
Dabei genießt er fantastische Ausblicke auf die Gletscherwelt der Schweizer Alpen und ich bewältige eine Monsteretappe mit vier hochalpinen Pässen und dreimaligem Passieren der Grenze zwischen Italien und der Schweiz.
Los geht es mit dem Aufstieg zum Pass Chaschauna, dem mit 2696 Meter höchsten Punkt dieser Transalp. Von S-chanf geht es über Prasüras zur Brücke Punt da Scrigns. Hier biegt man rechts in Richtung Alp Chaschauna, die auf. ca. 2200 Meter liegt und auf einen Almweg gut fahrbar erreicht wird.
Danach geht es noch gut voran.
Es folgt der Aufstieg zum Pass Chaschauna, dem mit 2696 Meter höchsten Punkt dieser Transalp. Die frühere steile Schiebepassage hat sich erledigt. Auf der Schweizer Seite des Passes wurde im Sommer 2019 ein neuer Weg als Ersatz für den extrem steilen, alten Weg gebaut. Der neue Trail ist dem Gelände angepasst und dadurch in beiden Richtungen, also auch bergauf, weitgehend fahrbar. Der neue Weg ist rund dreimal so lang wie das bisherige Schiebestück, was man aber freudig annehmen wird. Mehr Info dazu hier.
An diesem klaren Spätsommertag ohne ein Wölkchen am Himmel ist der Pass Chaschauna ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht. So ein Panorama findet man selten. Und das Unglaublichste für uns ist, dass die Abfahrt ins Valle di Federia wirklich jeden Meter komplett fahrbar ist. Kein verblockter Singletrail, der mit Transalprucksack nur wenig Freude bereitet; nein eine gut instand gehaltene Abfahrt, später eine Almpiste, teilweise sehr steil, aber ohne technische Probleme zu bewältigen.
Ich verliere trotz Fotostopps nicht viel Zeit bei der Abfahrt nach Livigno und komme direkt am gleichnamigen See heraus.
Lago di Livigno: auf der rechten Bildseite verläuft der Radweg in Richtung Livigno, der direkt an der Talstation der Mottolino-Seilbahn vorbeiführt. Im beliebten Touristenort Livigno sollte man sich auf jeden Fall verpflegen, denn es folgen noch einige Pässe an diesem Tag.
Der zweite Pass des Tages ist mit dem Passo d’Eira ein Straßenpass, der als Zubringer zum Valla Vallaccia dient. Alternativ könnte man sich bei Bedarf Kräfte sparen, indem man mit der Mottolino-Seilbahn hochfährt und den Flowtrail zum Passo d’Eira mitnimmt. Das erspart ca. 400 hm auf der Autostraße.
GPS-Track: 5-Var1-Mottolino-Lift-Trail.gpx
Wie manchmal der Zufall spielt, bin ich bei einer Erkundung den Mottolino Trail mit Hans Rey und Philipp Petermann zusammen als kleine Morgenrunde gefahren. Wie auch immer man sich entscheidet, nach der Straßenauffahrt gelangt man am Passo d’Eira auf die Trepalle Trailabfahrt, die parallel zur Straße verläuft.
An der Ponte del Rezz beginnt der Anstieg zum Passo della Vallaccia. Auf den bin ich beim Kartenstudium gestoßen, weil er auf einer gedachten logischen Linie dieser Transalp liegt. Zudem wird er eher selten befahren, hochalpine Einsamkeit ist also garantiert. Mir ist etwas mulmig zumute, da ich heute allein unterwegs bin. Tatsächlich treffe ich niemanden, keinen Wanderer, keinen Mountainbiker.
Eine Weile kann ich noch fahren. Wenn der Weg direkt an den Gebirgsbach führt, sollte man sich noch einmal erfrischen. Danach kommt es knüppeldick. Der Pfad ist zwar nicht so steil wie am Risetenpass, er führt dafür über verblocktes Wiesengelände. Das lässt nur eine unrhythmisches Schieben, Anheben und kurzes Tragen des Bikes zu. An diesem Tag gehen alle meine Energieriegel drauf. Schließlich bin ich oben auf 2614 Metern. Es ist mit kurz vor drei Uhr am Nachmittag noch erstaunlich früh.
Ich verschnaufe und mache mich voll Ungewissheit an die Abfahrt. Zu meinem Erstaunen und zu meiner großen Erleichterung ist der Pfad bis zur Baita Pastore ein Singletrail vom Feinsten, der bis auf einen kleinen Gegenanstieg für Spezialisten wohl komplett fahrbar sein dürfte.
Ich will hier keinen Sturz riskieren, denn ich glaube nicht, dass die reichlich vorhandenen Murmeltiere mir im Falle des Falles eine große Hilfe sein würden. Ab der Baita Pastore führt eine grobe Schotterpiste bis hinunter ins Val Viola. Dort geht es auf einem Sträßchen rechts zum Pass da Val Viola.
Der Pass da Val Viola fehlt mir noch in meiner Sammlung. Außerdem führt er auf dem logischen Weg nach Tirano, das ich heute noch erreichen will. Jetzt also der vierte Pass. Er führt ins Valposchiavo . Was ich bis jetzt über den Pass da Val Viola gelesen hatte, bestätigt sich vollkommen. Von der italienischen Seite aus führt ein alter, langsam zerbröselnder Militärweg zur Passhöhe auf knapp 2500 Metern. Er ist gut fahrbar bzw. gut schiebbar an den Stellen, die zu stark erodiert sind.
Oben angekommen passiert man die Grenze zur Schweiz. Das Militär des neutralen Landes sah leider keine Veranlassung, diese Steinwüste hier oben als sicherungswürdiges Gebiet einzustufen? Damals musste ich einiges an Metern bergab Schieben.
Inzwischen ist der Übergang über den Pass da Val Viola deutlich angenehmer zu fahren. Der Weg wurde etwas verlegt und hergerichtet, so dass er als schöner Singletrail besser fahrbar ist.
Schließlich passiert man den Lago da Val Viola.
Kurz darauf ist man der Alpe Campo. Hier beginnt der Schotterweg nach Sfazu. Da kann ich es zügig rollen lassen. Kurz vor der Querung der Berninapass-Straße bei Sfazu zweigt die Variante 2-Poschiavino-Trail auf dem alten Römerweg ab.
GPS-Track: 5-Var2-Poschiavino-Trail.gpx
Als Entscheidungshilfe hier zwei Bilder von dem interessanten Trail, der ruppige Abschnitte bereithält.
Der Römerweg verläuft von Sfazu als Waldtrail mit leichtem Auf und Ab parallel zur Berninapass-Straße. Nach dem Überqueren der Straße zum Berninapass folgt auf dem Römerweg eine grobe Mulattiera.
Ob dazu die Kondition und Konzentration noch reicht, muss jeder selber entscheiden. Zur Not rollt man ab Sfazu einfach die Passstraße hinunter. Ansonsten bleibt man auf der Hauptroute. Die verläuft ab Sfazu als leichte Piste, zunächst als geteerter Almweg, später als Schotterpiste bis Pedemonte. Jeder vernichtete Höhenmeter ist die reine Freude. Von Angelo Custodi geht es auf einen schönen Wiesenpfad weiter nach Poschiavo.
In Poschiavo könnte man eine Transalp beenden, meinen manche. Mir leuchtet das nicht so recht ein, schließlich ist man noch mittendrin in den Alpen.
Ich suche mir einen Weg nach Tirano, der möglichst abseits von der Hauptstraße liegt.
Inzwischen habe ich genug Ortskenntnis durch die Recherchen zu meinem Alta Rezia Trailguide und den speziellen Bikeguide Mountainbiken im Valposchiavo. Den habe ich für meinen Freund Bruno Raselli und dessen Sport Hotel in Le Prese recherchiert. Das Valposchiavo ist ein Kleinod und Schnittstelle zwischen hochalpinen Terrain und dem meditarrenanen Valtellina.
Den Lago di Poschiavo muss man auf der rechten Seeseite umfahren, parallel zur Straße und Bahnlinie der Rhätischen Bahn.
Dabei hat man, wie auf dem weiteren Weg hinab nach Tirano immer wieder Berührungspunkte mit dem Bernina Express.
Am Ende des Sees ist man in Miralago und könnte in in gut einer Viertelstunde in Tirano sein. Die Straße hat meist einen breiten Seitenstreifen, auf dem man unbehelligt fahren kann und da es stramm bergab geht, wäre man flugs im Tal. Aber warum hetzen .
Wen man noch gut in der Zeit liegt, gibt es bessere Möglichkeiten, die ich ausgetüftelt habe und als Big Bernina Express veröffentlich habe. Dieser Strecke folgen wir nun ab Miralago. Ein Highlight ist dabei sicher die Passage entlang des berühmten Kreisviaduktes bei Brusio.
Mit etwas Glück oder Warten begegnet man dem Bernina Express. Bei Campocologna wartet eine kleine Herausforderung: der alte Schmugglerpfad von der Schweiz nach Italien. Den kann man auslassen, wenn einem die zurückliegende Etappe den Zahn gezogen hat.
In Tirano umfängt mich mediterranes Klima. Am Bahnhofsplatz treffe ich David wieder, der ein kleines Hotel in der Innenstadt gefunden hat. Ich komme dort ebenfalls unter. Mal sehen, was der morgige Tag bringt.
Übernachtungstipps
Valposchiavo: Le Prese
Sport Hotel Raselli CH – 7746 LE PRESE, direkt an der Haltestelle der Rhätischen Bahn in Le Prese am Lago di Poschiavo
tel.: +41 (0)81 844 01 69
Der Hotelchef Bruno Raselli ist selber Mountainbiker, spricht auch deutsch und kann bei Problemen weiterhelfen. Wäscheservice, Bikegarage etc.
Tirano
Hotel Gusmeroli, Piazza Cavour, 5, 23037 Tirano SO, Italien, Telefon: +39 0342 1900392
B&B Contrada Beltramelli, Via Beltramelli 41, 23030 Villa di Tirano (SO) , tel.: +39 366 6296828
liebevoll restauriert im Stil alter Bauernhäusern, aber mit modernem Komfort, wer es mag, kann auf Heubetten schlafen
6. Tag: Die Spur der Steine
Strecke: 44,1 km, 2134 hm
Tirano – Stazzona – Aprica – Malga Magnolta – Passo del Venerocolo – Valle di Venerocolo – Schilpario
- 26 %: Straße
- 16 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 17 %: Feldweg, Schotter
- 41 %: Trail, Pfad
- Schiebepassagen: je nach Fahrtechnik und Kondition beim Anstieg zum Passo del Venerocolo und bei der Abfahrt im Valle Venerocolo nach Schilpario
- GPS-Track: 6-Tirano-Schilpario.gpx
Varianten
- in Aprica mit Seilbahn Magnolta zur Malga Magnolta (erspart ca. 670 Höhenmeter Auffahrt)
GPS-Track: 6-Var1-Aprica-Seilbahn-Magnolta.gpx - „Auf die harte Tour“ über Valle Belviso und Lago Belviso zur Malga Campo, Tragepassage zum Passo del Venerocolo, Bergwanderung über Passo del Gatto zum Passo Vivione
GPS-Track: 6-Var2-Belviso-Vivione.gpx
Details dazu weiter unten im Textbericht.
Alternative bei schlechtem Wetter:
- von Aprica auf Straße nach Edolo abfahren und weiter im Tal auf Straße oder dem ausgeschildertem Radweg im Valcamonica bis Breno (der Ort liegt auf der Strecke der 7. Etappe)
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (falls vorhanden)
In Davids dunkler Kemenate muss wohl ein durchreisender Wunderheiler sein Karma hinterlassen haben. Auf jeden Fall nimmt er beim Frühstück mit Appetit wieder feste Nahrung zu sich und kann weiterfahren. Also los. Heute werden wir wohl wieder keiner Menschenseele im Gebirge begegnen. Der Weg führt uns auf die harte Tour über den Passo del Venerocolo, einen wahren Scharfrichter in den Bergamasker Alpen. Die Anfahrt gestalten wir auf Straße in Richtung Aprica so leicht wie möglich, denn wir wissen, heute legen wir nur wenige Kilometer, aber viele Höhenmeter zurück. Schnell sind wir aus Tirano auf dem Radweg Sentiero Valtellina.
Ab Stazzona fahren wir auf der Straße nach Aprica, einem typisch italienischem Urlaubsort in den Bergen. In Aprica rate ich dringend an, sich ordentlich zu verpflegen, denn auf dem anstrengenden Weg zum Passo del Venerocolo und weiter bis zum Etappenziel Schilpario ist man im touristischen Niemandsland. Auf den Höhenweg Magnolta-Venerocolo gibt es nach der Malga Magnolta keinerlei Einkehrmöglichkeiten. Von Aprica geht es entweder mit der Seilbahn oder aus eigener Kraft hinauf auf steiler Versorgungspiste zur Bergstation der Magnolta-Seilbahn.
Wenn sie fährt, ist die Benutzung durchaus eine Option! Von der Bergstation aus geht es weiter auf einem alten Militärweg in Richtung Passo di Venerocolo. Gefahren bin ich den erstmals mit meinem italienischem Freund Alcide Pancot, der in Aprica wohnt, die Gegend wie seine Westentasche kennt und fit wie ein Turnschuh ist.
Dazu wurde ein alter Militärweg aus dem 1. Weltkrieg hergerichtet. Dieser führt als langer und in der Tendenz stetig ansteigender Höhenweg zum Passo del Venerocolo. Davon kann man sich auf den folgenden Bilder einen Eindruck verschaffen.
Langsam schraubt man sich auf dem Militärtrail immer weiter in die Höhe. Doch aufgepasst und Augen auf!
Es zieht sich hin auf dem Höhenweg. Im Hintergrund die immer schneebedeckten Gipfel der Bernina-Gruppe. Doch schließlich ist es geschafft.
Danke an Alcide Pancot für die Tourbegleitung an diesem wunderschönen Tag!
Bei unserer ersten Erkundungstour war dieser Weg noch nicht ausgebaut und wir kamen nach einer harten Schiebe- und Tragepassage vom Lago Belviso – das ist nun die Variante „Auf die harte Tour“. Details dazu weiter unten. Am Pass saß damals ein Wanderehepaar und machte Rast. Wir grüßten erst mal freundlich mit „Buon giorno!“ Der Mann fragte gleich nach dem Woher und Wohin, was mir sehr recht war, um an Informationen über unseren weiteren Weg zu gelangen.
Die Frau fragt, ob wir Deutsche seien und hängt noch eine Bemerkung an. Ich vermute, es könnte etwas mit „verrückt, übergeschnappt“ zu tun haben. Vielleicht hat sie nicht ganz Unrecht, denn am Ende dieser Etappe werden wir uns fragen, warum wir uns das immer wieder antun. David und ich verdrücken unser zweites Frühstück und peilen die Lage. Bei der vorherigen „Befahrung“ wanderten wir über den Passo del Gatto zum Passo del Vivione – das ist nun die Variante „Auf die harte Tour“.
Diesmal entscheiden wir uns für den direkten Weg hinunter ins Valle Venerocolo auf dem alten Militärtrail nach Schilpario. Die Meinungen zu dem alten Militärtrail gehen weit auseinander. Manche sage: komplett unfahrbar – andere wiederum: anspruchsvoller, aber schöner Trail. Das Fazit muss jeder für sich selbst ziehen.
Sicher war dieser Weg vor ein paar Jahren noch besser in Schuss. Der Zahn der Zeit und die Unbilden des Wetters nagen an ihm. Freunde ruppiger, technisch anspruchsvoller Singletrails werden hier ihre Freude haben.
Einen Singletrail über elfhundert Höhenmeter bergab findet man recht selten.
Wie müssen das eine oder andere Stück schieben. Irgendwann hat das ein Ende und wir erreichen Schilpario. Hier beschließen wir die heutige Etappe.
Alternative für die Weiterfahrt
Morgen wird es über den Passo di Campelli nach Breno und weiter zum Passo di Croce Domini gehen.
- GPS-Track: 7-Schilpario-Idrosee.gpx
Also könnte man noch ein Stück in diese Richtung fahren, wenn man gut in der Zeit liegen sollte. Das Rifugio Bagozza am Abzweig zum Passo di Campelli ist allerdings ein unsicherer Übernachtungsort. Die nächste Möglichkeit dazu bietet das Rifugio am Passo Vivione an, das bei der Variante „Auf die harte Tour“ sowieso Etappenziel des Tages ist. Nach oben führt ein schmales Asphaltsträßchen mit wenig Verkehr. Das sind von Schilpario aus gut 700 Höhenmeter. Am nächsten Tag würde man wieder rund 250 Höhenmeter hinunter zum Rifugio Bagozza rollen, um in die Etappe des 7. Tages einzusteigen.
Manchmal gibt es Begleitung auf dem Weg. Wie auch immer man sich entscheidet: wir waren zufrieden, als wir dereinst im Rifugio Passo Vivione übernachteten.
Hinweise zu der Variante „Auf die harte Tour“
Strecke: 38,9 km, 2179 hm
Tirano – Stazzona – Valle Belviso – Lago Belviso – Malga di Campo – Passo del Venerocolo – Passo del Gatto – Passo del Vivione
- 28 %: Straße
- 16 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 29 %: Feldweg, Schotter
- 27 %: Trail, Pfad
- Schiebepassagen: je nach Kondition beim Anstieg zur Malgo di Campo
- Tragepassage zum Passo del Venerocolo
- Bergwanderung über Passo del Gatto zum Passo Vivione
- GPS-Track: 6-Var2-Belviso-Vivione.gpx
Nach dem Start in Tirano ist man in gut anderthalb Stunden am Eingang des Valle Belviso mit dem gleichnamigen See. Die Straße wird gleich zur Schotterpisten und immer steiler, bis wir an der Staumauer das heftigste Stück erwischen. Gerade ist eine Wandergruppe angekommen, die sich nun startklar für eine Wanderung am paradiesisch gelegenen See macht. Uns bleibt nichts anderes übrig also so zu tun, als ob dieser Anstieg die leichteste Übung für uns ist. Mit etwas gequältem Lächeln ziehen wir vorbei und können uns auf dem Weg, der am See entlang führt, erst mal entspannen.
Am Ende des Sees zweigt nach links das Val Campo ab. Der Weg wird gleich sehr steil und dient als Zubringer für die Almen. Gerade kommt mir ein Jeep entgegen und ich fraeg nach dem Weg. Wir sind richtig. Zur Malga Campo geht es bei der nächsten Weggabel geradeaus und später über eine kleine Brücke. Kurz danach passiert man zwei Steinhütten.
Der Forstweg bleibt bis zur Malga sehr steil und ist nur teilweise fahrbar. Konditionstiere werden es komplett schaffen. Die Malga di Campo liegt auf einer kleinen Hochebene und wird bewirtschaftet. Ein paar Hunde begrüßen uns als Abwechslung in der Einsamkeit. Einer knurrt ein wenig, die anderen schnüffeln an uns rum, wahrscheinlich wegen unseres strengen Geruchs, der vielleicht an Wild erinnert.
Der Bauer erscheint auf der Bildfläche und die Hunde werden ruhiger. Sein Alter ist schwer einzuschätzen. Sein Gesicht ist sonnengegerbt und zeugt von der schweren Arbeit hier oben. Er freut sich offensichtlich über die Abwechslung und auch ich bin froh, einen kleinen Plausch zu machen. Dabei kann ich mich nach dem weiteren Weg zum Passo del Venerocolo erkundigen. Als deutlichen Einschnitt in der Bergkette haben wir ihn schon ausmachen können. „Sempre destra“, „immer rechts halten“, gibt er mir als Rat mit auf den Weg.
Das Finale zum Passo del Venerocolo hat das Format von Wagner-Opern: düster und langandauernd, aber voller subtiler Schönheit und schroffer Energie.
Später wird getragen. Schließlich sind wir beide oben und genießen einen kurzen Moment der Entspannung. Alles in allem hat der Aufstieg „nur“ rund 75 Minuten gedauert. Uns kam es viel, viel länger vor. Die Variante zum Passo del Vivione geht nun weiter wie folgt. Der Weg gabelt sich kurz hinter dem Passo del Venerocolo. Der linke Weg 416 führt über den Passo del Gatto zum Passo di Vivione. Da er sich scheinbar an den Bergflanken entlang schlängelt, hegte ich die Vermutung, es könnte eine alter Militärweg sein, die oft fahrbar sind.
Ich musste nun feststellen: Es irrt der Mensch, so lang er strebt. Wenigsten wandern wir nun durch einsame Hochgebirgslandschaften und das Fahrrad lässt sich ganz leidlich schieben. Heckmair hätte wohl seine helle Freude an dieser Etappe.
Es ist nicht so, dass es vom Pass nur noch bergab geht.
Kleine und größere Gegenanstiege begleiten uns auf dem Weg. Endlich erreichen wir am Passo del Gatto den höchsten Punkt des heutigen Tages.
Aus einer kleinen Felsspalte am Passo del Gatto lächelt mich eine kleine Madonnenstatue an.
Sie scheint mir zu zuflüstern: „Der Herr behüte dich auf deinen Wegen!“ Amen! Irgendwann hat die Wanderschaft zum Passo del Vivione ein Ende.
Die letzten Höhenmeter können wir sogar wieder fahren – wie schön! Das Rifugio Passo Vivione ist ein Volltreffer – gemütlich, sauber und es gibt leckeres Essen.
Übernachtungstipps:
- Schilpario: Albergo Edelweiss, Alpen Chalet, Olimpic Hostel
- Rifugio Passo Vivione: gelegen an der zu großen Teilen einspurigen Provinzstraße SP 234, Telefon: +39 333 8984490
7. Tag: Passo dei Campelli – Passo di Croce Domini – Idrosee
Strecke: 85,6 km, 2968 hm
Schilpario – Rifugio Bagozza – Passo di Campelli – Breno – Passo di Croce Domini – Passo di Maniva – Passo Dosso Alto – Anfo – Idrosee
- 34 %: Straße
- 29 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 36 %: Feldweg, Schotter
- 1 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 7-Schilpario-Idrosee.gpx
Varianten:
- GPS-Track: 7-Var1-Vivione-Bagozza.gpx
- GPS-Track: 7-Var2-PassoManiva-Idrosee.gpx
Details dazu weiter unten im Textbericht.
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (falls vorhanden)
Was uns heute im mittleren Teil der Strecke erwartet, wissen wir. Es ist die ellenlange Auffahrt zum Passo di Croce Domini. Der erste Teil der Etappe ist mit dem Passo dei Campelli Neuland für uns. Die Etappe beginnt mit der Auffahrt auf der meist einspurigen Teerstraße hinauf in Richtung Rifugio Bagozza. Ist man nicht gerade am Wochenende unterwegs sein, ist kaum mit Verkehr zu rechnen. Trotzdem kann man Gesellschaft haben.
Achtung nicht stehen bleiben: Ziegen knappern gern an allem rum! Hatte man sich am Tag zuvor für die Übernachtung am Passo del Vivione entscheiden, geht es zunächst bergab zurück zum Rifugio Bagozza. Ab hier geht es auf grober Schotterpiste meist gut fahrbar zum Passo di Campelli.
Der Übergang bietet herrliche Ausblicke zur Adamello-Gruppe. Es folgt die lange Abfahrt ins Valle Camonica. Die Abfahrt erfolgt auf teils grober Piste direkt nach Breno.
Wir kommen direkt in Breno heraus. Hier heißt es tief durchatmen, Wasser und Nahrungsvorräte checken und vor allem sich mental einzustimmen. Zum Passo di Croce Domini und weiter in Richtung Doss dei Galli liegen so ziemlich 1800 Höhenmeter am Stück vor uns. Ich verschwende keinen Gedanken an die Möglichkeit, über Bienno einen ausgewiesenen MTB-Weg nach oben zu fahren. In einigen Berichten hatte ich gelesen, dass das Sträßchen im unteren Teil zwar auf Grobasphalt verläuft, aber mit 20-30% Steigung mörderisch steil ist. Weiter oben soll sie flacher werden, der Belag aber in so etwas wie „Eisenbahnschotter“ (Originalzitat) übergehen. „Ankommen“ und nicht „Abkotzen“ heißt für uns die Devise. Das ist nichts für uns.
Ich gehe die Auffahrt extrem verhalten an. Die Provinzstraße SP 345 ist heute kaum befahren und nicht übermäßig steil. Trotzdem ist es eine gewaltige Fleißaufgabe.
Zum Glück bewölkt sich der Himmel leicht, so dass es nicht zu heiß wird. Ich bin als erster oben und warte ein paar Minuten auf David, der bei der Auffahrt Sitzprobleme bekommen hat.
Nach langer Fahrt endlich oben am Passo di Croce Domini. Das sind rund 1600 Höhenmeter am Stück. Doch es geht noch weiter bergauf. Auf der Terrasse des Gasthauses vertilgen wir unsere Vorräte. Drinnen gibt es heute nur Pasta. Wir haben aus den Erfahrungen der letzten Tage nur Appetit auf Suppe, leider gibt es die nicht. Zu unserem Tagesziel Idrosee führen von hier aus etliche Varianten. Wir folgen der SP 345, die als Schotterpiste in Richtung Doss dei Galli verläuft. Bei kleinen Anstiegen gibt sie uns heute den Rest.
Im Schneckentempo schleichen wir die Serpentinen hoch. Endlich ist das Ende in Sicht. Am Doss dei Galli ragen riesige futuristisch anmutende Sende- oder Empfangsanlagen in die Höhe. Eine Stichstraße führt hinauf, heute für uns keine Versuchung. Wir fahren weiter in Richtung Passo di Maniva.
Wir sind froh, dass die Piste wieder in Asphalt übergeht, so dass der finale Anstieg einigermaßen erträglich ist. In Richtung Monte di Maniva haben wir den weiteren Verlauf der Strecke immer gut im Blick. In einer Spitzkehre sehen wir einen Schotterweg, der geradeaus weiterführt in Richtung Passo di Maniva. Den befahren wir und vermeiden so unnötigen Höhenverlust, als wenn wir auf der Straße geblieben wären. Am Passo trinken wir den Nachmittags-Cappuccino und blicken von der Terrasse hinunter nach Bagolino. Direkt dorthin würde die Variante 2 direkt zum Nordende des Idrosees führen.
Variante 2: Passo Maniva – Idrosee
- am Passo di Maniva Abfahrt auf Nebenstraße via Bagolino zum Idrosee
- ist eigentlich nur sinnvoll,wenn man in Zeitnot ist und so schnell wie möglich am Gardasee ankommen will oder muss
GPS-Track: 7-Var2-PassoManiva-Idrosee.gpx - ggf. fährt man noch weiter bis Storo oder zum Passo Ampola auf der Strecke des 8. Tages
GPS-Track: 8-Idrosee-Gardasee.gpx
Diese Variante haben wir bei unserer ersten Befahrung ausprobiert. Für uns diesmal keine Option. Es gib etwas Besseres. An der Flanke des Dosso Alto schlängelt sich eine alte Militärstraße entlang.
Ein Volltreffer, wie sich herausstellt. Durch einen Bergrutsch war damals die Piste für Autos und Motorräder unterbrochen. Das ist inzwischen Geschichte. Trotzdem bleibt es eine einsame Fahrt im touristischen Niemandsland. Wir haben die Strecke für uns allein.
Von der landschaftlichen Charakteristik her ähnlich wie der Tremalzo ist sie jedoch viel einsamer. Die Strecke führt lange auf der Höhe bis zum Rifugio Rosa Baremone.
Das Rifugio liegt einladend in der Abendsonne. Leider nimmt das Rifugio heute keine Gäste auf, so dass wir noch bis an den Idrosee rollen müssen. Da es nur noch bergab geht, ist das nicht so dramatisch.
Immer wieder halten wir an, um die Eindrücke in uns aufzusaugen.
Unten im Tal liegt der Idrosee.
In Anfo angekommen, lacht uns ein Albergo am Seeufer förmlich an.
Wir fahren hin, checken ein und genießen einen Abend auf der Seeterrasse.
Übernachtungstipps
Valcamonica
- Hotel Giardino, Viale 28 Aprile, 7, 25043 Breno BS, Italien, Tel.: +39 0364 321184
Breno bis Passo di Croce Domini
- Albergo Belvedere Di Fanti Lara, Via Campolaro, 1, 25040 Prestine BS, Italien, Tel.: +39 0364 300649
- Rifugio Bazena, SP345, 1, 25043 Breno BS, Italien, Tel.: +39 0364 310777
- Rifugio Passo Crocedomini, 1000, Via Localita, Passo Crocedomini, 25043 Breno BS, Italien, Tel.: +39 0364 310425
Passo di Croce Domini bis Idrosee
- Albergo Dosso Alto Maniva, Via Maniva, 254, 25060 Passo Maniva, BS, Italien, Tel.: +39 0309 27642
- Rifugio Rosa di Baremone, Località Baremone, 11, 25070 Anfo BS, Italien, Tel.: +39 334 1051361
- Albergo Al Lago, Via Lago, 14, 25070 Anfo BS, Italien, Tel.: +39 340 2694903
8. Tag: Finale Tremalzo
Strecke: 66,9 km, 1912 hm
Anfo am Idrosee – Ponte Caffaro – Storo – Passo Ampola – Rifugio Garda – Tremalzo – Passo Nota – Passa Bestana – Baita Segala – Passo Rocchetta – Bocca Larici – Pregasina – Ponale – Riva – Torbole
- 41 %: Straße
- 23 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 28 %: Feldweg, Schotter
- 8 %: Trail, Pfad
- Schiebepassage über ca. 20 hm am Passo Rocchetta
- GPS-Track: 8-Idrosee-Gardasee.gpx
Variante bei gutem Wetter via Monte Caplone
- über Monte Caplone zum Tremalzo
GPS-Track: 8-Var1-Caplone-Tremalzo.gpx
Variante bei schlechtem Wetter via Ledrosee
- ab Passo Ampola über Lago di Ledro zur Ponale-Straße
GPS-Track: 8-Var2-Ampola-Ledrosee-Ponale.gpx
Details dazu weiter unten im Textbericht.
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (falls vorhanden)
Manche Dinge scheinen sich im Leben wiederholen zu müssen. Vor zwei Jahren stand auch der Tremalzo als krönender Abschluss auf dem Programm unserer Transalp. Es ist wieder recht ermüdend, die Tremalzo-Straße zum Rifugio Garda hochzutrampeln. Wenn es gar nicht mehr geht, fährt man ab dem Passo Ampola die Variante 2 über Ledrosee zur Ponalestraße. Das erspart einige Höhenmeter. Details und Hinweise am Ende des Berichts. Wir bleiben auf der Hauptroute und trampeln die Tremalzo-Straße hoch. Der Rastplatz an der Kirche wird von uns dankbar angenommen. Essen, trinken, weiter. Bis zur Wasserstelle in der Nähe der Malga Tiarno di sotto sind es weitere ca. 300 Höhenmeter. Wieder eine Pause. Hier treffen wir ein Ehepaar. Wir brechen gemeinsam auf und quatschen dabei unentwegt. Das hilft uns beiden über die restlichen Höhenmeter bis zum Rifugio Garda. Jetzt schnell einen Cappuccino, nicht einrosten, weiter.
Die Auffahrt teilt man sich mit anderen Mountainbikern gerne.
Schließlich sind wir oben und durchfahren den berühmten Tremalzotunnel.
Kaum vorstellbar, dass die Piste noch in den 2010er Jahren als offizielle Straße galt, die von Autos befahren werden durfte. Die legendäre Abfahrt beginnt.
In vielen Kehren geht es hinab.
Als wir bei der traumhaften Schotterabfahrt den Lago im Sommerdunst vor uns liegen sehen, machen wir noch einmal kurz Rast.
Blick ins Valle di Bondo: im Sommerdunst ist der Lago zu erahnen.
Meine Vorzugsrichtung ist abwärts (hier bei einer späteren Befahrung). Am Passo Nota beginnt eine der schönsten Passagen, die man am Gardasee fahren kann.
Passo Nota – Möglichkeit zum Zwischenstopp oder man fährt weiter zur Baita Segala.
An der Baita Segala füllen wir Wasser nach. Nach wie vor versorgt die Sektion Limone des italienischen Alpenvereins die Besucher der Hütte mit Getränken: Wasser, Bier, Wein. Was der Wanderer oder Radfahrer als Obolus hinterlässt, ist seinem Gutdünken überlassen und wird in den Geldschlitz einer „Kasse des Vertrauens“ eingeworfen, die ins Mauerwerk eingelassen ist. Zufällig sind zwei Männer vom Verein da. Ich bedanke mich herzlich für die Versorgung. Wir überwinden die letzten Trail-Passagen zum Passo Rocchetta mit Genuss.
Diese Strecke überprüfe ich regelmäßig – am Weg ist in den letzten Jahren etwas gearbeitet worden, Konzentration ist allerdings immer gefragt!
Am Passo Rocchetta liegt uns der Gardasee zu Füßen.
Es folgte damals eine letzte kleine Herausforderung.
Der Trail wurde inzwischen entschärft und ist damit deutlich besser fahrbar, siehe folgendes Bild.
Ob das nun gut oder schlecht ist? Darüber ist eine heiße Diskussion entbrannt. Jeder sollte sich dazu eine eigene Meinung bilden. Nach der Malga Palaer erfreuen wir uns an der Abfahrt auf dem uralten Karrenweg nach Pregasina.
In den steilen Abschnitten und Kurven ist die Schotterpiste als Waschbeton hergerichtet, weil es die Zufahrt zum Gehöft an den Punta Larici ist. Immer wieder halten wir an einem der vielen Aussichtspunkte an und können uns an den Blicken auf den Lago kaum satt sehen.
Wer noch den Nerv dazu hat, besucht den berühmten Hidden Spot, den man kurz hinter Pregasina über die Wiese nach einer kurzer Schiebepassage erreicht.
Hier werden immer wieder gerne von den Hochglanzmagazinen die Fake-Fotos der Trails am Gardasee aufgenommen.
Schließlich überqueren wir den Ponale und landen auf dem als Wanderweg wiedereröffnetem Stück, dass fast noch schöner zu fahren ist als früher. Der Weg ist als ca. anderthalb Meter breiter Sentiero für alle Nutzergruppen (Radfahrer, Läufer, Wanderer etc.) angelegt. In den Tunnels werden die Wege getrennt geführt. Die restliche Breite ist mit Erde aufgefüllt und es sind ein paar Schikanen eingebaut, damit die Biker nicht zu sehr runterheizen. Wir sind natürlich rücksichtsvoll und erschrecken keine Wanderer. Lieber halten wir für einen letzten Stopp nochmal an.
David und ich genießen in vollen Zügen diese schönste aller Möglichkeiten, eine Transalp zu beenden und rollen zum Hafen von Riva.
Es folgt der letzte Teil, die immer wieder beeindruckende Fahrt entlang des Ufers des Gardasees.
Schließlich erreichen wir den traditionellen Endpunkt fast aller meiner Transalps, die am Gardasee enden, das Strandcafe in Torbole.
In Torbole endet unsere Reise traditionsgemäß endgültig.
Variante 1 bei gutem Wetter: via Monte Caplone zum Tremalzo
Strecke: 71,3 km, 2591 hm
Anfo am Idrosee – Bondone – Bocca di Camplone – Malga Tombea bei Monte Caplone – Malga Lorina – Malga Ciapa – Tremalzo – Passo Nota – Passa Bestana – Baita Segala – Passo Rocchetta – Bocca Larici – Pregasina – Ponale – Riva – Torbole
- 15 %: Straße
- 27 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 50 %: Feldweg, Schotter
- 8 %: Trail, Pfad
- kurze Tragespassage über den nicht fertiggestellten Tunnel am Monte Caplone in der Nähe der Bocca di Campei, Schiebepassage über ca. 20 hm am Passo Rocchetta
- GPS-Track: 8-Var1-Caplone-Tremalzo.gpx
Der Abschluss über den Tremalzo ist ein krönendes Highlight einer Transalp, wobei man noch eine draufsetzen kann: die wunderschöne Traverse entlang des Monte Caplone zum Tremalzo. Ein Blick auf die Übersichtskarte verrät, dass es eigentlich der logische Weg in Richtung Gardasee ist. Außerdem werdet ihr es an den Bilder sehen. Los geht es von Anfo entlang des Idrosees. Gleich danach beginnt die lange Auffahrt, zunächst auf einer kaum befahrenen Nebenstraße zum Bergdörfchen Bondone.
Von Bondone führt eine durchgehend steile Waschbetonpiste in Richtung Alpo. Danach folgt nach kurzer etwas flacherer Fahrt die Auffahrt auf grober Schotterpiste zur Bocca di Caplone.
Der Blick schweift zurück in den Teil der Alpen, den wir in den letzten Tagen durchstreift haben. Wir kommen dem Ziel näher mit der Traverse entlang des Monte Caplone zum Tremalzo. Bis zur Malga Tombea zieht der Weg noch weiter in die Höhe.
Bei der Auffahrt zum Sattel kann man Überreste der Stellungen aus dem 1. Weltkrieg besichtigen. Die Abfahrt zur Malga Tombea ist einsam.
Hier oben trifft man kaum andere Mountainbiker. Man kann aber nicht sagen, dass keine Sau unterwegs wäre.
An der Malga Tombea werden einheimische Schweinerassen gehalten, die ihre Verwandtschaft mit Wildschweinen nicht verbergen können. Weiter geht es auf tollen Trails ein Stück abwärts. Der Monte Caplone hüllt sich in Wolken.
Der Anstieg ist noch nicht zu Ende.
Die Militärpiste zieht sich hinauf zur Bocca di Campei. Am Monte Caplone wird die Strecke spannend.
Die zuvor breite Militärpiste endet als Sackgasse in einem Tunnel, der im 1. Weltkrieg nicht fertiggestellt wurde.
Eine kurze Klettereinlage von rund 25 Höhenmetern ist notwendig. Danach geht es auf Saumpfaden weiter. Die Strecke verbreitet Tremalzo-Feeling, nur dass dort kaum jemand unterwegs ist.
An der Malga Lorina ist es einsam.
Weiter geht es weit abseits des Gardasee-Mainstreams über den Passo della Cocca und Malga Ciapa zum Rifugio Garda. Hier sind wir wieder auf der Hauptroute. Es beginnt die legendäre Schotterpiste am Tremalzo. Man kann mit Fug und Recht sagen: das ist die Wiege des Mountainbikings in Europa.
Varianten bei schlechtem Wetter: via Ledrosee
- ab Passo Ampola über Lago di Ledro zur Ponale-Straße
- GPS-Track: 8-Var2-Ampola-Ledrosee-Ponale.gpx
- ist eigentlich nur sinnvoll, wenn feststeht, dass man auf der letzten Etappe definitiv nicht über den Tremalzo fahren kann oder will
- zum Beispiel weil das Wetter nicht passt oder man mit der Kraft am Ende ist
- man kann ab dem Passo Ampola leicht und einfach auf dem Radweg in Richtung Lago di Ledro fahren
- den Ledrosee auf der rechten Seite über Pur umfahren und bergab über Pre zur Ponale-Straße
- dort trifft man wieder auf die Hauptroute
- ab Anfo: ca. 51,4 km, 612 hm
Übernachtungstipps
- Torbole: Aktivhotel Santalucia, Via di Santa Lucia, 6, 38069 Nago-Torbole, Tel.: +39 0464 505140
- Torbole: Villa Stella: Via Strada Granda, 104 – 38069 Torbole Tel + 39 0464 505354
Villa Stella in Torbole
Fazit
Diese Transalp ist mit reichlich 17.000 Höhenmetern und weit mehr als 500 Kilometern in acht Tagen eine große Herausforderung. Sie ist mit Freude machbar sicher nur bei guten Wetterbedingungen, wie wir sie hatten. Ich muss ehrlich zugeben, acht Tage am Stück sind mir zu viel. Nach sechs Tagen sehnte ich mich dem Ziel entgegen. Wenn man zum Beispiel vom Bodensee im Rheintal direkt bis Bad Ragaz fährt, lässt sich diese Transalp problemlos auf sieben Tage reduzieren. Dabei würde man die Passage entlang des Säntis und über den Risetenpass auslassen. Da ist jeder frei in seiner Entscheidung. Auf jeden Fall sollte man Transalperfahrung gesammelt haben, ehe man sich auf dieses Abenteuer einlässt.
Anfang September ist wohl die beste Reisezeit für diese Transalp. Schnee auf den hohen Pässen sollte kein Problem darstellen, oft gibt es stabiles Spätsommerwetter. Unterwegs gibt es keine Unterkunftsprobleme, man muss nicht zwingend vorbuchen, sondern kann flexibel entscheiden. Das passt gut.
Rückreise
Mit dem Rad
Die Rückreise haben wir, wie bereits mehrfach ausprobiert, per Rad und Zug absolviert.
Konkret sieht das so aus:
Strecke in zwei Abschnitten: ca. 60 km, ca. 300 hm (siehe die Übersichtskarten weiter unten)
- mit dem Rad von Torbole nach Rovereto: ca. 20 km, ca. 300 hm
Radweg ist sehr gut ausgeschildert und nicht zu verfehlen
GPS-Track: Radweg-Torbole-Rovereto.gpx
Download: hier klicken
Übersichtskarte Radweg Torbole – Rovereto
- mit dem Regionalzug bis Brenner, ggf. mit Umsteigen in Bozen
- mit dem Rad vom Brenner – Innsbruck: ca. 39 km, ca. 10 hm
Diesmal wieder Glück gehabt und einen schönen 6er-Express hinunter nach Innsbruck erwischt (59 Minuten reine Fahrzeit).
GPS-Track: Brenner-Innsbruck.gpx
Download: hier klicken
bei schlechtem Wetter mit Regionalzug bis Innsbruck
Übersichtskarte Brenner – Innsbruck
- per Regionalzug Innsbruck – Garmisch – München
- per Regionalexpress oder ICE weiter nach Hause
Shuttle
Wer Zeit für die individuelle Rückreise per Rad nicht einplanen kann oder will: folgende deutschsprachige Anbieter organisieren einen Rücktransport vom Gardasee und auf Anfrage teilweise einen individuellen Gepäcktransport auf der Strecke
- www.bikeshuttle.it: mit Sitz in Mals am Reschenpass – Tel: 0039-320-3114552
- www.bikeshuttle.at: mit Sitz in Nauders am Reschenpass, TRANSALP-HOTLINE: 0043-664-1217050
Ein besonders toller Service wird hier angeboten.
PKW-Überführung vom Start- zum Zielort: www.transalp-shuttle.com Tel: 0043-676-6877008
Das klappt bestens, wie ich selber mehrfach erleben durfte. Rechtzeitige Anmeldung ist sinnvoll. Sie sind in der Sommersaison schnell ausgebucht.
Außerdem gibt es direkt vor Ort in Torbole noch folgenden Anbieter:
- Shuttle Express Andre Conti (spricht sehr gut deutsch) – Kleinbus für 8 Personen mit Klimaanlage, auch Transalpshuttle:
Sitz: Torbole sul Garda – Tel.: +39 329 1635392
Rückmeldungen
Datum: 17.09.2014
Peter Schiffer und Axel Presser
Schweiz Route
Am 21.08.14 starteten wir zu unserer 4. TransAlp, der von Doc.rad ausgearbeiteten Schweizer Route in 8. Etappen vom Boden- zum Gardasee. Wie immer waren die von Andreas gelieferten Tourdaten mit GPS perfekt beschrieben. Die Wetterbedingungen waren wie den ganzen Sommer über sehr unbeständig und durch den vielen Regen mit Muren- u. Geröllabgängen eine große Herausforderung. Gerade bei der Überschreitung der Glarner Alpen, setzte die schlechteste Wetterphase unserer Tour ein, sodass wir das von Andreas so schön beschriebene Panorama der Glarner Alpen nicht genießen konnten. Äußerst anspruchsvolle Schiebe- bzw. Tragepassagen am Riseten- u. Scalettapass, Pass da Val Viola u. Passo Venerocolo mit Regen und schlechter Sicht wurden nicht unbedingt mit Freude überwunden. Am Passo Venerocolo unbedingt die Alternativroute direkt zum Passo Vivione wählen, da der Weg/Abfahrt nach Schilpario mit dem Bike so gut wie nicht fahrbar ist!
In den letzten beiden Tagen wurde das Wetter jedoch zunehmend besser und wir konnten unsere TA mit der grandiosen Single-Trail-Abfahrt über den Tremalzo (hier einzigster Defekt mit Nagel gezogen? ) zum Gardasee finishen. Wie schon von Andreas in seinem Tourbericht zur Schweizer Route beschrieben, 8 Tage, ca. 59 Std., 17.330 Hm, 565 km auf /neben dem Bike mit 7 Kg auf dem Rücken und den beschriebenen widrigen Wetterbedingungen fordern ihren Tribut. Verspannungen im Nacken und blauschwarze Sitzbeinhöcker wurden jedoch am Gardasee von unseren Frauen fachkundig behandelt und wir konnten nach drei Tagen Entspannung am Pool, einigermaßen erholt die Heimreise ins Saarland antreten.
Als beste Unterkunft bleibt uns das Albergo am Passo Vivione in Erinnerung, sehr herzlicher Empfang, Rundumversorgung und leckeres ital. Abendessen in gemütlichem Ambiente.
VG Peter Schiffer u. Axel Presser
Überarbeitung: was hat sich geändert?
Ausgangspunkt war die Überarbeitung der Transalp Heckmair à la Albrecht. Ideen aus dieser Schweizroute sind dort eingeflossen. Genauso ist es umgekehrt. Besonders ab dem mittleren hochalpinen Teil der Strecke habe ich die Strecke optimiert und mehr Varianten aufgeführt. Gleichzeitig ist damit das „Transalp Roadbook 4 – Schweizroute: Bodensee – Glarner Alpen – Gardasee“ Geschichte. Es wird nicht neu aufgelegt. Diese Transalp wird nun an dieser Stelle aktuell gehalten. Die Besitzer des alten „Transalp Roadbook 4“ können sich hier informieren, was es für Änderungen gibt. Der Bericht von der ursprünglichen Explorertour befindet sich hier im Archiv.
4. Tag: Scalettapass
- zusätzliche Variante bei schlechtem Wetter oder zuviel Schnee auf dem Scalettapass
- verläuft ab Davos über den Flüelapass und geht bis Livigno
5. Tag: Königsetappe – vier Pässe, drei Grenzen
- zusätzliche Variante am 4. Tag umgeht ebenfalls den Pass Chaschauna
- in Livigno zusätzlich Variante Mottolino-Lift mit Trailabfahrt zum Passo d’Eira
- Abfahrt vom Passo d’Eira nun auf Trail und nicht mehr auf Straße zum Abzweig ins Valle Vallacia
- Passage im Valposchiavo nun deutlich interessanter und mehr abseits der Straße (z.B. Passage entlang des berühmten Kreisviaduktes der Rhätischen Bahn in Brusio)
- zusätzliche Trail-Variante Römerweg von Sfazu nach Angelo Custodi
6. Tag: Die Spur der Steine
- Schiebe-, Tragepassage zum Passo del Venerocolo via Lago Belviso nur noch als Variante
- ersetzt durch Höhentrail „Gran Venerocolo Tour“ von Aprica über Malga Magnolta zum Passo del Venerocolo
- Etappenende in Schilpario
- nur noch als Variante: Etappenende am Passo del Vivione mit der hochalpinen Wanderung via Passo del Gatto
7. Tag: Passo di Campelli – Passo di Croce Domini – Idrosee
- Start der Hauptroute in Schilpario
- bei Übernachtung am Passo del Vivione kurze Abfahrt zum Rifugio Bagozza und dort weiter auf Hauptroute
- zusätzliche Variante: kürze Straßenabfahrt am Passo di Maniva zum Idrosee
8. Tag: Finale Tremalzo
- zusätzliche Variante über Monte Caplone zum Tremalzo
- zusätzliche Variante über Lago di Ledro zur Ponalestraße