Inhaltsverzeichnis
- Von Mittenwald über Karwendel, Tuxerjoch, Brenner, Villnöß, Seiseralm, Brenta an den Gardasee
- Strecke
- Nachfahren der Tour
- Prolog
- 1. Tag: Karwendel
- 2. Tag: Hochalpines Ambiente – Geiseljoch, Tuxerjoch
- 3. Tag: Blitz und Donner reinigen die Atmosphäre – Aferer Tal, Villnößtal
- 4. Tag: Seiseralm, Fassatal
- 5. Tag: Etschtal, entlang der Brenta nach Andalo
- 6. Tag: 3-Seen-Tour zum Abschluss – Molveno, Toblino, Gardasee
- Fazit
Von Mittenwald über Karwendel, Tuxerjoch, Brenner, Villnöß, Seiseralm, Brenta an den Gardasee
Das ist wieder eine Transalp in der Art von Bergvagabunden. Diese fahren wir als Rucksacktour. Bei der Tourplanung hatte ich nur die grobe Route im Hinterkopf. Nach den Wetterkapriolen in den letzten Jahren war mir klar, dass wir flexibel sein müssen, was die tatsächliche Strecke und die Etappenorte angeht. Ende Juli sollte eigentlich Hochsommer sein. Es gibt jedoch keine Garantie auf stabiles gutes Wetter.
Unterwegs gab es keine größeren Orientierungsprobleme. Das Pfunderer Joch konnten wir wegen der Wetterlage nicht fahren. Es ist jedoch als alternative Variante dokumentiert. Ansonsten sind viele alpine Highlights auf der Strecke vertreten. Das GPS-Gerät war wieder mein treuer Begleiter; im wesentlichen zum Aufzeichnen der Tour. Dazu ca. 20 gescannte Ausschnitte in A4 aus KOMPASS-Karten.
Strecke
Mittenwald – Karwendeltal – Plumsjoch – Achensee – Weerberg – Geiseljoch – Tuxer Joch – Gries – Brenner – Brixen – Aferer Tal – Villnößtal- Brogles – Seiseralm – Fassatal – San Lugano – Mezzocorona – Andalo – Lago Molveno – Sarche – Arco – Torbole
Länge: ca. 435 km
Höhenmeter: ca. 10.400 hm
Etappen: 6, Hinweise zu Varianten siehe bei den einzelnen Etappen
Beste Reisezeit: wenn der Schnee von den hohen Pässen über 2000 m verschwunden ist und es im Herbst noch nicht wieder geschneit hat – also erfahrungsgemäß ab Mitte/Ende Juni bis in den September hinein. Im Vorfeld und unterwegs heißt es, sich rechtzeitig zu erkundigen und immer die aktuelle Wettersituation im Auge zu behalten.
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute (siehe auch die Detailkarten bei den einzelnen Etappen)
rot: Nebenrouten
Höhenprofil
Wegeverteilung
Übersicht Etappen der Hauptroute
Hinweise auf Varianten und alternative Strecken in den Tagesberichten
1. Tag: 90,8 km, 2069 hm
Mittenwald – Karwendeltal – Hochalmsattel – Risstal – Plumsjoch – Achensee – Schwaz – Weerberg
2. Tag: 64,1 km, 2642 hm
Weerberg – Innerst – Weidener Hütte – Geiseljoch – Lanersbach – Tuxer Joch – Kasern – Gries
Update: Tuxer Joch Trail – siehe Bericht
3. Tag: 76,7 km, 1657 hm
Gries – Brenner – Sterzing – Brixen – Aferer Tal – St. Magdalena im Villnößtal
– Variante: Brenner Grenzkamm, Schlüsseljoch
– Variante: Pfunderer Joch, Lüsener Alm
4. Tag: 67,2 km, 2176 hm
Villnöss – Brogles-Alm – Raschötzer Höhenweg – St. Ulrich – Seiseralm – Mahlknechtjoch – Campitello – Predazzo
5. Tag: 84,8 km, 1393 hm
Predazzo – Molina di Fiemme – San Lugano – Neumarkt – Mezzocorona – Spormaggiore – Andalo
6. Tag: 51 km, 464 hm
Andalo – Lago Molveno – Ranzo – Sarche – Arco – Torbole
Nachfahren der Tour
Wenn ihr die Tour individuell nachfahren wollt, gilt immer mein allgemeiner Haftungsausschluss – siehe hier.
Weiterhin ist folgendes verfügbar im Webshop:
- GPS-Tracks
- Kartenscans
- Finisher Bikeshirt
- Transalp Roadbook 3: im Buchhandel, versandkostenfrei direkt beim Verlag oder bei AMAZON
Landkarten
Kompass: Digitale Karte Über die Alpen, 26, 28, 36, 37, 44, 54, 56, 73, 74, 101
Übersichtskarte: Kompass – Straßenkarte 358 Tirol – Trentino ISBN: 3-85491-853-4
Tourplanung: Andreas Albrecht
gefahren von: Andreas Albrecht, Dirk Kersken, Jürgen Heigl, Jürgen Schottenhamml, David Strixner
Bilder
Die Bilder stammen von der Original-Befahrung und Erkundungen einzelner Streckenabschnitte. Wenn nicht anders angegeben, unterliegen sie meinem Copyright. Ansonsten ist der Bildautor genannt. Die Bildrechte liegen in diesen Fällen beim Autor, der mir das Recht zur Veröffentlichung erteilt hat.
Prolog
Ich kann allem widerstehen – außer der Versuchung.
Oscar Wilde (1854 – 1900)
Klappentext Transalp Roadbook 3
Einen kleinen ironischen Seitenhieb auf die ausufernde Dopingpraxis im Radsport kann sich der bekannte Transalpler Andreas Albrecht nicht verkneifen. Dieser bildet den Auftakt zu neuen Tourbeschreibungen zweier Transalps. Wie ein großes Alpen-X beginnen sie in Mittenwald bzw. am Schliersee, laufen am Alpenhauptkamm zusammen und trennen sich danach wieder, um verschiedene Ziele anzupeilen. Zum einen das klassische Ziel Gardasee, zum anderen den Monte Grappa. Neben den wie gewohnt sorgfältig recherchierten und sauber dokumentierten Roadbooks zeigen die Tourberichte, dass man sportliche Leistungen nicht bierernst nehmen muss. Ein ordentliches Hefeweizen am Abend weckt die Lebensgeister und führt dem Körper Stoffe zu, die er tagsüber braucht.
Das Buch enthält Höhenprofile, Übersichtskarten und detaillierte Roadbooks in Tabellenform mit allen wichtigen Informationen zur Strecke. In diesem Buch zusammengefasst mit der Transalp an den Monte Grappa.
Ebenfalls erhältlich als eBook – mehr Info hier
1. Tag: Karwendel
Strecke: 90,84 km, 2069 hm
Mittenwald – Karwendeltal – Hochalmsattel – Rißtal – Plumsjoch – Achensee – Schwaz – Weerberg
- 16 %: Straße
- 32 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 52 %: Feldweg, Schotter
- 0 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: bgvag-Tag1.gpx
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
Zwei Tage vor dem Start der Tour bin ich nach Seefeld gefahren, um noch einige Routen im Inntal und in der Axamer Lizum zu recherchieren. Dies geschah bei brütender Hitze. Genau zum Tourstart stellt sich die Wetterlage um. Am Sonntagmorgen rolle ich von Seefeld die paar Kilometer hinunter nach Mittenwald. Dunkle Wolken hängen am Himmel. Am Bahnhof in Mittenwald treffen wir uns.
Leise beginnt es zu tröpfeln. Wir bleiben noch eine Weile unter dem Schutz des Vordachs stehen, reden und stimmen uns auf die Tour ein. Nach Art der Bergvagabunden soll sie ablaufen. Start, grobe Linie und Ziel stehen fest. Wo es uns im Lauf der Etappen hintreiben wird, ist offen. Wir waren schon oft zusammen auf Tour. Alle wissen, was uns erwartet, so kommt trotz der Warterei vor dem Start keine Hektik auf. Schließlich hört der Nieselregen auf und wir fahren los.
Die Karwendeldurchquerung ist ein klassischer und sehr schöner Beginn einer Transalp. Sofort gerät man in den Bann des Alpenpanoramas. Der Weg ist nicht zu verfehlen und leicht zu befahren.
Wir können uns gut vorstellen, dass im langgezogenen Karwendeltal schon sehr früh Fahrräder ihre Spuren hinterlassen haben. Für die Kletterer und Bergvagabunden des vergangenen Jahrhunderts war das Fahrrad auch ein flexibles und preiswertes Fortbewegungsmittel, um große Strecken in den Alpen zu überbrücken. Ohne technischen Schnickschnack, nur mit Ballonreifen wurden damals die Täler befahren. Ich bin mir sicher, der Hochalmsattel und das Plumsjoch – unsere heutigen Zwischenziele – sind schon vor Jahrzehnten mit dem Fahrrad bezwungen worden. Heute haben wir es allerdings deutlich leichter. Vollfederung ist inzwischen Quasi-Standard für Transalpler und Scheibenbremsen machen selbst steilste Abfahrten zu einem ungetrübten Vergnügen. Nur in die Pedale treten müssen wir noch selber, aber das wollen wir ja. Zügig erreichen wir den ersten größeren Anstieg zum Hochalmsattel. Das Karwendelhaus markiert gut die zu erreichende Höhe.
Jeder findet seinen Rhythmus, am Hochalmsattel treffen wir wieder zusammen.
Eine Rast am Karwendelhaus lassen wir aus, zu ungewiss ist die weitere Wetterentwicklung. Zudem ist es sehr kalt, obwohl Ende Juli Hochsommer sein sollte. Also dick angezogen und abwärts geht’s in Richtung Rißtal. Der Forstweg ist gut fahrbar und führt über den Kleinen Ahornboden hinunter zur Mautstraße. Im Rißtal machen wir auf der Garberlalm erst einmal Mittagspause und besprechen, wie weit wir heute fahren wollen. Vor uns liegt noch das Plumsjoch, der Übergang zum Achensee – ein leicht zu befahrender Pass. In langgezogenen Serpentinen zieht sich der Weg hinauf.
Die legendäre Plumsjochhütte kann man bei Sonnenwetter ansteuern. Bei der Wetterlage heute keine Option. Am Joch finden wir wieder zusammen.
Es beginnt eine sehr steile Abfahrt ins Gerntal. Ob man sein Fahrrad nun schieben möchte, wie es das Schild empfiehlt, muss jeder selbst entscheiden.
Mit Scheibenbremsen ist das kein Problem. Mit Rücktrittbremsen hatten die früheren Eroberer des Rades sicher ihre Probleme.
Je weiter wir ins Tal hinunterkommen, umso wärmer wird es.
Den Achensee passieren wir in kurzen Trikots und folgen dem Radweg, der nach dem Ort Eben als Rodelbahn hinunter nach Jenbach ausgeschildert ist. Heute liegt kein Schnee.
Bei Fischl queren wir nach rechts zur alten Kasbachstraße und sind flugs in Jenbach.
Im Ortszentrum wechseln wir auf den Innradweg, der uns rasch über Schwaz nach Pill bringt.
Das Wetter hat sich deutlich gebessert. Wir beschließen, heute noch bis Weerberg zu fahren. Jeder Höhenmeter zählt. Morgen wollen wir den Alpenhauptkamm bezwingen.
Gut 400 Höhenmeter über dem Inntal finden wir im zweiten Anlauf eine ordentliche Bleibe. Zum Abendessen müssen wir bis zum nächsten Gasthof ein paar Meter laufen. Das tut gut! Es lockert die Muskeln ein wenig vor. Mit Hilfe eines Weißbieres und eines Obstlers wird die muskuläre Tiefenentspannung garantiert vollendet.
Übernachtungstipps
- Gasthaus Schwannerwirt, A-6133 Mitterberg 59
- Hotel Garni Regina, Mitterberg 11, A-6133 Weerberg, Tel.: +43 5224 68155 Mobil: +43 676 9444093 www.hotelgarni-regina.at
2. Tag: Hochalpines Ambiente – Geiseljoch, Tuxerjoch
Strecke: 61 km, 2639 hm
Weerberg – Innerst – Weidener Hütte – Geiseljoch – Lanersbach – Tuxer Joch – Kasern – Gries
- 28 %: Straße
- 18 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 40 %: Feldweg, Schotter
- 14 %: Trail, Pfad
- Schiebepassagen
– je nach Kondition zwischen Weidener Hütte und Geiseljoch
– je nach Kondition zwischen Sommerberg und Tuxer Joch - GPS-Track: bgvag-Tag2.gpx
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
Der strahlende Morgen verheißt einen schönen Tag.
Für die vor uns liegende Etappe können wir das gut gebrauchen. Es soll die Königsetappe werden, an deren Ende wir mehr als 2500 Höhenmeter in den Beinen haben werden. Los geht es mit einigen, wenigen Kilometern zum Einrollen. Auf dem Weerberger Plateau fährt es sich wie auf einem riesigen Balkon, von dem man aus weit ins Inntal schauen kann. Nach der Ortsmitte von Weerberg geht es nun langsam, aber stetig bergauf, zunächst auf Asphalt bis Innerst. Dann folgt ein kleiner Trail bis zur Forststraße, die sich relativ moderat zur Nafingalm hinzieht. Dort ist die Weidener Hütte ein beliebter Rastpunkt und Übernachtungsort für Transalpler.
Wir wollen heute so weit wie möglich kommen, weil das gute Wetter in Tirol nur einen Tag halten soll. Die Pause fällt deshalb nicht zu lange aus. Bis zum Geiseljoch sind es von hier aus rund 500 Höhenmeter, also eine gute Stunde.
Normalerweise gehört dieser Übergang zu den ziemlich komplett fahrbaren Pässen in den Alpen. Je weiter wir aber in die Höhe gelangen, umso kräftiger wird der Wind. Auf dem schmalen Pfad zum Joch bläst ein starker Sturm direkt von vorn und wirbelt tückisch und böig.
Schieben ist bei diesen Bedingungen die sicherste Variante des Vorwärtskommens. Der Gipfelsturm ist Vorbote des Wetterumschwungs.
Wir halten uns nicht lange am Geiseljoch auf und genießen nur kurz das schöne Alpenpanorama. Die Abfahrt ist fast von ganz oben aus leicht zu befahren.
Die Abfahrt ins Tuxertal ist lang und leicht. Sattelstütze runter ist eine gute Wahl.
In vielen Kehren geht es bergab.
Im unteren Teil wird aus dem Almweg eine schmale Teerstraße, auf der man bis Vorderlanersbach rollen könnte. Da ich diese Strecke schon kenne, halte ich nach einer interessanteren Variante Ausschau. Mein Gefühl trügt mich nicht, als wir beim Abzweig zum Vogelnest die Fahrstraße verlassen. An der Talstation des Skilifts beginnt ein netter kleiner Trail. Der Weg 315 ist eine willkommene Abwechslung auf unserem Weg ins Tuxer Tal. Nach reichlich einem Kilometer erreichen wir wieder ein Fahrsträßchen oberhalb von Lanersbach. Ich orientiere mich kurz – aha, da biegt ja ein schmaler Wiesenpfad ab, der direkt in den Ort führt. Den fahren wir hinab und landen schließlich im Ort auf der Fahrstraße nach Hintertux. Vom Geiseljoch aus haben wir nun gut 1000 Höhenmeter vernichtet. Die müssen wir wieder hinauf, wenn wir heute über das Tuxer Joch wollen. Das müssen wir bei den Wetteraussichten. Wenn es, wie vorhergesagt, morgen regnen soll, würden wir dort festsitzen. Wir stellen uns seelisch und moralisch darauf ein. Auf jeden Fall müssen wir unseren Körpern Brennstoff zuführen. In Madseit landen wir dazu auf der Sonnenterrasse des Gasthauses „Zum Sepp“. Während des Essens unterhalten wir uns mit dem Wirt. Er bestätigt nochmals, dass morgen eine Kaltfront mit Regen durchziehen wird. Es gibt kein Zurück.
Wir liegen gut in der Zeit, so dass wir nicht hetzen müssen. Kurz vor Tux biegt der breite Schotterweg in Richtung Sommerberg ab.
Die ersten steilen Rampen kommen bald, unsere Gruppe zieht sich auseinander.
Beim Wasserfassen an der Sommerbergalm treffen wir wieder zusammen. Das Tuxerjochhaus grüßt aus der Höhe.
Der Weg dorthin will erkämpft sein. Hinauf ist eine einzige Rampe. Mit Rucksack ist das nicht durchgängig fahrbar. Die eine oder andere Wanderstrecke ist dabei. Der böige Wind tut ein Übriges. An den steilsten Stellen kommt er immer von vorn – Radfahrer kennen das. Jeder fährt in seinem Tempo, der Treffpunkt ist ausgemacht. Am Tuxerjochhaus hat man heute eine sehr gute Sicht auf das weitläufige Skigebiet auf dem Hintertuxer Gletscher.
Wir kommen mit einer Gruppe von Geologiestudenten aus Berlin ins Gespräch. Sie haben hier oben ihr Basislager aufgeschlagen. In den nächsten Tagen werden sie in die Umgegend ausschwärmen, um Gesteinsbestimmungen durchzuführen. Das hätte ein lustiger Abend werden können. Wir müssen aber weiter zum Tuxer Joch. Dort hat sich seit unserer Befahrung einiges getan.
Update Tuxer Joch Trail
Die Abfahrt vom Tuxer Joch ins Schmirntal ist seit Jahr 2019 ein kombinierter Weg für Wanderer und Mountainbiker. Es ist ein komplett fahrbarer Traumtrail entstanden – Schwierigkeit: S0 mit einzelnen S1-Abschnitten. Bei der Trassierung wurden viele fahrbare Kurven geschaffen, die man ohne Hinterradversetzen meistern kann – siehe auch meinen Bericht zu Transalp Training.
Kurz nacheinander trudeln wir alle wohlbehalten unten ein. Der Rest ist entspanntes Ausrollen vom Schmirntal bis ins Wipptal.
Kurz nach Schmirn geht rechts die alte Schluchtstrecke über Leite ab, die den Gegenanstieg nach St. Jodok vermeidet. Bei Stafflach erreichen wir die Brennerstraße. Wir fahren weiter bis Gries, wo wir im Gasthof Rose bei meinem Freund Thomas Libiseller übernachten. Das Gasthaus ist seit Generationen im Familienbesitz. Die Gaststube wirkt durch die uralte Holzvertäfelung sehr gemütlich. Es gibt leckere Tiroler Hausmannskost. Wir langen ordentlich zu. Nach dem Essen geht es noch einmal vor die Tür. Wir sind gespannt auf den nächsten Tag. Noch ist es schön draußen.
Übernachtungstipps
- Gasthof Rose; 6156 Gries am Brenner, Gries 16, Österreich Telefon: +43 5274 87201 www.gasthofrose.com
3. Tag: Blitz und Donner reinigen die Atmosphäre – Aferer Tal, Villnößtal
Strecke: 76,73 km, 1657 hm
Gries – Brenner – Sterzing – Brixen – Aferer Tal – St. Magdalena im Villnößtal
- 31 %: Straße
- 53 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 12 %: Feldweg, Schotter
- 4 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: bgvag-Tag3.gpx
siehe auch Varianten: Hinweise weiter unten, eingezeichnet auf Übersichtskarte, separates Höhenprofil
- GPS-Track: bgvag-Tag3Var.gpx (Brenner Grenzkamm, Schlüsseljoch)
- GPS-Track: Grappa-Tag2Var.gpx (Pfunderer Joch)
- GPS-Track: Grappa-Tag3.gpx (Lüsener Alm)
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Nebenrouten
Auf den Wetterbericht ist leider Verlass. Der Morgenhimmel ist grau in grau. Als wir aufbrechen wollen, fängt es an zu regnen – na toll. Die Brennergrenzkammstraße fällt aus. Wir beschließen nach Süden auszuweichen. Oft ist hinter dem Brenner – in Südtirol – besseres Wetter. Also Regensachen an und unspektakulär auf der Bundesstraße zum Brenner hochkurbeln. An diesem Morgen herrscht kein starker Autoverkehr. In einer guten halben Stunde sind wir oben am Brenner, dem mit 1375 m niedrigsten Übergang über den Hauptkamm der Ostalpen.
Das Regengebiet hat sich allem Anschein genau hier festgesetzt. In Richtung Südtirol ist keine Wolkenlücke zu erkennen. Es bleibt uns also nicht anderes übrig, als weiter im sicheren Gelände zu bleiben. Ab dem Brenner gibt es einen Radweg. Es ist nicht empfehlenswert, bei Regen freiwillig und ohne Not in die Berge zu fahren. Außerdem lässt das leichte Grummeln in den Wolken auf ein Gewitter schließen.
Schnell passieren wir den Abzweig zum Schlüsseljoch (schade, schade…) und sind im Nu in Gossensass und wenig später in Sterzing.
Hier scheint es aufzuhellen, es ist deutlich wärmer geworden. Wir entledigen uns der Regensachen und radeln schnurstracks zum Eisackradweg. Der garantiert einen stressfreien Transfer nach Brixen .
Kurz hinter Sterzing, in Stilfes, wird unser Tatendrang gebremst. Eine dunkle Wolkenwand rast auf uns zu. Wir befinden uns taktisch günstig gerade vor einem kleinen Spar-Laden. Es beginnt zu blitzen und zu donnern, ein Gewitterguss prasselt nieder. Machen wir halt Pause und verpflegen uns.
Schließlich verziehen sich die Wolken und die Sonne kommt wieder hervor. Es wird schwül warm. Die Wiesen dampfen, wir auch, als wir weiterfahren. Wir rollen über Vahrn durch bis ins historische Zentrum von Brixen. Inzwischen knallt die Sonne wieder vom Himmel herunter.
Wir halten in Brixen an einem Brunnen an und entledigen uns der überflüssigen Klamotten.
Mein Vorschlag ist es, in Albeins Mittagsrast zu machen, um danach durchs Aferer Tal in die Dolomiten zu fahren. Gesagt – getan. Auf dem Radweg entlang der Eisack fährt es sich sehr angenehm. In Albeins suchen wir Schatten und finden ihn auf der Terrasse des Kircherhofs. Wolkentürme quellen auf.
Jeder von uns isst eine Kleinigkeit, dann geht es weiter.
Der Anstieg durchs Aferer Tal erfordert frische Kräfte. Insgesamt liegen reichlich 1000 Höhenmeter vor uns auf zwar leichter Strecke, aber das Höhenprofil zeugt es deutlich an, da ist keine Stelle zum Ausruhen. Zu allem Überfluss braut sich hinter uns wieder ein Gewitter zusammen. Den Wettlauf bergauf können wir nicht gewinnen.
Zum Glück liegt das Aferer Tal tief eingeschnitten zwischen den Bergen, so dass die Gefahr eines Blitzschlags eher gering ist. Wir beschließen, dass jeder in seinem Tempo fährt so lange es geht und das wir uns am ersten Haus – dem Schmied-Hof – wieder zusammenfinden. Ich reihe mich in der Mitte ein. Als mich der Regen erwischt, ist kein Unterschlupf in der Nähe. Ich schlüpfe schnell in meine Regenjacke und fahre weiter bis zum Schmied, wo Dirk und Jürgen H. warten.
Die Wolken lichten sich und die Sonne zeigt sich in strahlendem Glanz wieder, denn das Gewitter hat die Atmosphäre gereinigt. David und Jürgen S. waren beim Einsetzen des Regens in der Nähe eines Unterstandes. Dort haben sie den Schauer abgewartet und treffen ein paar Minuten später ein. Gemeinsam schrauben wir uns nach oben und haben bald die schroffen Gipfeltürme der Aferer Geisler direkt vor uns.
Sie scheinen durch die klare Luft zum Greifen nah zu sein. Ein atemberaubender Anblick – wie hingemeißelt stehen die Felswände vor uns im warmen Sonnenschein des späten Nachmittags – alles wird gut. Wir erreichen das Villnößtal, rollen ein Stück die Straße hinunter und verlassen diese kurz nach Russis Kreuz. Auf dem steilen Forstweg 11 fahren wir weiter bis St. Magdalena, wo wir problemlos eine Unterkunft finden. Das Tal strahlt Ruhe und Frieden aus.
Übernachtungstipps
- Pension Sonja, St Magdalena 124, Tel: 0039-0472-840220 www.pensionsonia.com
- Touristinfo: Tel.: 0039-0472-840180 www.villnoess.com
Variante Brenner Grenzkamm und Schlüsseljoch bei gutem Wetter
Strecke: Gries – Sattelalm – Brennergrenzkammstraße – Trail nach Gossensass – Schlüsseljoch – Fussendrass (ist in den GPS- und Kartendaten enthalten)
Siehe dazu auch Tiroler Jöchl Transalp 2. Tag.
Variante Pfunderer Joch
Es wäre möglich, nach dem Schlüsseljoch noch das Pfunderer Joch anzuschließen (siehe auch Übersichtskarte). Das ist im Tourbericht zur Monte Grappa-Route als Variante am 2. Tag enthalten. Außerdem ist diese Variante im gemeinsamen Transalp Roadbook 3 für beide Touren dokumentiert.
Strecke: Pfitschtal (Fußendrass) – Pfunderer Joch – Weitenbergalm – Dun – Pfunders – Weitental – Niedervintl – Mühlbach (ist in den GPS- und Kartendaten enthalten)
- GPS-Track: Grappa-Tag2Var.gpx (Pfunderer Joch)
- GPS-Track: Grappa-Tag3.gpx (Lüsener Alm)
4. Tag: Seiseralm, Fassatal
Strecke: 67,19 km, 2176 hm
Villnöss – Brogles-Alm – Raschötzer Höhenweg – St. Ulrich – Seiseralm – Mahlknechtjoch – Campitello – Predazzo
- 12 %: Straße
- 28 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 57 %: Feldweg, Schotter
- 3 %: Trail, Pfad
- Schiebepassagen
– je nach Kondition ggf. auf dem Pfad zur Brogles-Alm - GPS-Track: bgvag-Tag4.gpx
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Nebenrouten
Der heutige Tag in den Alpen wird einer dieser Tage werden,die sich ins Gedächtnis einbrennen. Das gestrige Gewitter und der Regen haben die Luft gereinigt. Ein strahlend klarer Tag bricht an. Zügig und nach dem reichhaltigen Frühstück gut gestärkt brechen wir auf in Richtung Brogles-Alm. Dorthin führt zunächst ein steiler Forstweg. Die ersten 500 Höhenmeter lassen sich gut fahren.
Dann ist die Forststraße zu Ende und eine kurze Schiebepassage beginnt.
Bald sind wir aus dem Wald heraus und können wieder fahren.
Über uns stehen die Türme der Geislergruppe. Reinhold Messner soll hier als kleiner Bub seine ersten Kletterversuche unternommen haben. Gut nachzuvollziehen, dass man ein Bergsteiger wird, wenn man hier aufwächst. Die Brogles-Alm liegt noch einsam in der Morgensonne.
Wir sind die ersten Gäste des Tages. In der Küche herrscht schon reges Treiben. Im Laufe des Tages werden viele Spaziergänger aus dem Grödnertal heraufkommen, denen verschiedene Lifte den Anmarsch verkürzen.
Wenn es in die Tourplanung passt, kann man auf der Brogles-Alm übernachten. Die Alm ist von Mitte Juni bis Mitte September bewirtschaftet. Es gibt ein paar Betten in Zimmern und ein sehr rustikales Massenlager im Nebenhaus, genauer gesagt über dem Kuhstall. Das hatte ich vor Jahren ausprobiert – es ist ein, sagen wir mal so, etwas anderes Erlebnis.
Wir lassen uns auf den Holzbänken im Freien nieder und trinken eine frische Buttermilch, sehr erfrischend und genau das Richtige an diesem Vormittag. Gegen 11 Uhr brechen wir auf, denn bald wird es mit der Ruhe vorbei sein. Die ersten Wanderer tauchen am Broglessattel auf. Sie sind den Raschötzer Höhenweg entlang gewandert. Mit dem Sessellift ist er aus dem Grödnertal leicht zu erreichen und deshalb gut besucht. Dieser Höhenweg ist einer der schönsten Panoramawege in den Südtiroler Alpen. Wir befahren ihn auf unserem weiteren Weg. Zum Broglessattel schiebt man ein kleines Stückchen.
Oben angekommen geht es auf dem Raschötzer Höhenweg weiter.
Vor unseren Augen entfaltet sich das volle Panorama der Dolomiten: Seiseralm, Schlern, Sella, Langkofel und, und, und… Gestochen scharf liegen sie vor uns ausgebreitet.
Da stört es auch nicht, dass der Wanderverkehr mehr und mehr zunimmt. Nach dem wir die Bergstation des Lifts passiert haben, ist das quirlige Treiben vorbei. In vielen Kehren geht es auf dem Almweg bergab. Schnell sind wir im Zentrum von St. Ulrich angelangt. Während der Verpflegungspause erkundige ich mich, ob die Seilbahn zur Seiseralm Fahrräder transportiert. Dies ist der Fall!
Jürgen S. und ich wollen auf jeden Fall mit dem Rad hoch zur Seiseralm fahren.
Die anderen drei sind erst unentschlossen, fahren dann aber mit der Seilbahn. Wir vereinbaren als Treffpunkt die Mahlknechthütte. Zu zweit strampeln wir das Jendertal hinauf. Das geht recht zügig. An der Saltria rasten wir und bekommen per SMS die Information, dass die anderen am vereinbarten Treffpunkt eingetroffen sind. Wir machen uns auf den Weg zur Mahlknechthütte.
Bald treffen wir ein, hier tobt der touristische Rummel. Eine Alphornbläsergruppe packt gerade die Instrumente ein – Glück gehabt. Gemeinsam fahren wir nun weiter zum Mahlknechtjoch. Der italienische Name ist Passo Duron und markiert den Übergang ins italienische Trentino.
Im Durontal sind viele Wanderer unterwegs, fast durchweg Italiener, die aus dem Fassatal mit der Seilbahn zum Col Rodela fahren und dann weiterwandern. Es geht bergab und wir sind flott unterwegs.
Das letzte Steilstück hinab führt uns durch die oberen Ortsteile von Campitello und dann ins Ortszentrum. Hier wechseln wir auf den Radweg, der entlang des Flusses bergab verläuft.
Im Winter ist das die berühmte Strecke des „Marcialonga“. Die Abschlussetappe der „Tour de Ski“ verläuft hier, bis bei Cavalese der brutale Anstieg zur Alpe Cermis die Entscheidung bringt. Wir müssen uns heute nur einig werden, wie weit wir noch rollen wollen. Wir bleiben auf dem Radweg. Die heutige Etappe endet in Predazzo, wo wir problemlos eine Unterkunft in einem Drei-Sterne-Hotel finden. In Italien scheint es im Sommer so etwas ähnliches wie ein Rentnerverschickungsprogramm zu geben. Zum Abendessen füllt sich der Speisesaal in Windeseile mit Damen und Herren im vorgerückten Alter. Obwohl wir selbst auch nicht mehr taufrisch sind, drücken wir den Altersschnitt doch erheblich nach unten.
Übernachtungstipps
- Hotel Vinella – I-38037 Predazzo, Via Mazzini 76, Tel.: +39-0482-501151
- viele weitere Hotels vorhanden
5. Tag: Etschtal, entlang der Brenta nach Andalo
Strecke: 84,84 km, 1393 hm
Predazzo – Molina di Fiemme – San Lugano – Neumarkt – Mezzocorona – Spormaggiore – Andalo
- 29 %: Straße
- 58 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 13 %: Feldweg, Schotter
- 0 %: Trail, Pfad
- Schiebe-, Tragepassagen
– je nach Kondition zwischen Spormaggiore und Andalo (Selvaplana) - GPS-Track: bgvag-Tag5.gpx
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
Zum Frühstück empfiehlt es sich Pünktlichkeit. Ältere Leute brauchen wenig Schlaf. Wenn wir also nicht rechtzeitig erscheinen, ist das Büfett schnell abgeräumt und wir müssten auf Nachschub warten. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig und schlagen ordentlich zu. Biker sind bekanntlich gefürchtete Frühstücksgäste nicht nur in italienischen Hotels, da sie Unmengen vertilgen können. Mit einer guten Grundlage im Bauch brechen wir auf und rollen weiter auf dem Radweg des Fassatals bis Molina di Fiemme. Hier wollen wir das Tal verlassen und wieder nach Südtirol „einreisen“. Der Weg war mir noch nicht ganz klar.
Auf der Karte war da ein kleines Tal zu sehen, das unter Vermeidung der Straße nach San Lugano führt, wo Südtirol beginnt. Den Einstieg haben wir schnell gefunden, das sieht passabel aus. Vorsichtshalber frage ich bei einer einheimischen Frau nach, ob der Weg der richtige ist: „Certo, non ce problema con bici“, bestätigt sie mir. Der Weg offenbart sich als Volltreffer. Wir fahren durch ein liebliches Tälchen auf guten Forstwegen bergauf, ohne uns groß anstrengen zu müssen und sind bald an der Sprachgrenze zwischen dem Trentino und Südtirol.
Bald haben wir die Passhöhe erreicht. Nun beginnt ein sehr schöner und einfach zu fahrender Streckenabschnitt auf der alten Bahntrasse der Fleimstalbahn. Diese verband früher das Etschtal mit Predazzo. Entstanden ist hier ein feingeschotterter Radweg.
Durch sein gleichmäßiges und sanftes Gefälle muss man weder treten noch bremsen, man kann es einfach rollen lassen. Einige Tunnels auf der Strecke sind mit Bewegungsmeldern versehen – Licht an, Licht aus. Klar, das ist fahrtechnisch nun überhaupt keine Herausforderung; die muss man auch nicht auf jedem Meter einer Transalp haben. Was zählt, ist das Gesamterlebnis aus zurückgelegter Strecke, Vertrauen in die eigene Kraft und landschaftlicher Schönheit, die man unterwegs erlebt.
Wir überlegen gerade, für das zweite Frühstück eine Pause einzulegen, als sich das ganze Panorama des Etschtals vor unseren Augen entfaltet.
Wir durchqueren eine Apfelplantage, als ein idealer Rastplatz auftaucht. Eine Bank steht am Wegesrand. Wir lassen uns gemütlich nieder und lassen die Aussicht auf uns wirken. Irgendwie haben wir alle das Gefühl – hier könnte auch eine Transalp enden.
Schließlich entziehen wir uns dem Zauber des Augenblicks und fahren weiter mit dem Ziel Gardasee – so wie wir es uns vorgenommen haben. Unser Tagesziel heißt Andalo. Im Tal ist es drückend heiß. Bei Neumarkt erreichen wir den Etschradweg. Der Ort hat ein schönes historisches Zentrum und ist nicht so überlaufen wie Meran und Bozen.
Bei Salurn – dem letzten Südtiroler Ort vor dem Trentino – verlassen wir ihn wieder. Der Weg wird gesäumt von Apfelplantagen.
Der erste Trentiner Ort, den wir passieren, heißt Rovere della Luna – welch klangvoller Name. Der nächste Ortsname klingt nicht weniger verheißungsvoll – Mezzocorona. Weiter geht die Fahrt bis zum Eingang ins Nonstal.
Am Kreisverkehr beim Imbiss und Parkplatz La Rocchetta wird es spannend. Nun heißt es aufpassen! Die Orientierung am Kreisel Rocchetta ist nicht einfach.
Nach einer Straßenauffahrt erreichen wir Spormaggiore. Hier rasten wir im Schatten am Dorfbrunnen.
In Spormaggiore kann und sollte man an diesem alten Dorfbrunnen Wasser nachfüllen. Es ist gutes, reines Quellwasser (acqua buona), wie mir eine Einheimische freundlich zurief. Grazie mille!
Für den letzten Teil der Strecke nach Andalo gibt es ab hier zwei Möglichkeiten. Die leichtere: Straße bergauf bis in den italienischen Urlauberort. Die etwas schwerere: über Waschbetonrampen und steile Schotterpisten, aber ohne Autoverkehr über Selvaplana. Ich bin beide Varianten schon gefahren und favorisiere heute den Weg über Selvaplana. Dirk und Jürgen H. schließen sich mir an. Bei David und Jürgen S. ist heute etwas die Luft raus, sie beschließen easy-going auf der Straße nach Andalo zu fahren. Dort werden wir uns wiedertreffen. Die Wasserflaschen werden nachgefüllt und los geht’s. Erstaunlich, wie mein Bewusstsein die giftigen Rampen kurz vor dem Ziel verdrängt hat.
Selbst der am Berg sehr starke Dirk mit seinem extrem leichten Cannondale (O-Ton: „Man muss über jede Schraube nachdenken!“) muss absteigen und kurze Strecken schieben. Dass ich das noch erleben darf…
Schließlich erreichen wir Andalo. Der beliebte italienische Ferienort ist ganz auf Familienurlaub eingestellt.
Der Ort ist gut mit urlaubenden italienischen Großfamilien gefüllt. Es beginnt eine etwas längere Quartiersuche. Das ist meine Schuld, ich hätte ja gleich ins mir schon bekannte Hotel gehen können. Ich weiß wirklich nicht, warum ich das erst im vierten Anlauf tue. Wir bekommen jedenfalls ein großes Zimmer mit Aufbettungen. Der Preis ist dadurch sogar recht moderat. Nachdem das geklärt ist, holen wir David und Jürgen S. ab. Sie hatten uns ihre Ankunft schon vor einer Weile per SMS mitgeteilt und trinken im Ortszentrum einen Kaffee. Gemeinsam geht es abends in eine Pizzeria. Wir freuen uns auf die morgige Ankunft am Gardasee.
Übernachtungstipps
- Hotel Dolce Avita, 38010 Andalo, Via Moro 1 Tel. +39 0461 585912 www.hoteldolceavita.it
- Touristinfo: Piazza Dolomiti, 1, 38010 Andalo TN, Telefon: +39 0461 585836 www.visitdolomitipaganella.it
6. Tag: 3-Seen-Tour zum Abschluss – Molveno, Toblino, Gardasee
Strecke: 51 km, 464 hm
Andalo – Lago Molveno – Ranzo – Sarche – Arco – Torbole
- 9 %: Straße
- 58 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 27 %: Feldweg, Schotter
- 6 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: bgvag-Tag6.gpx
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
Viele Wege führen von Andalo an den Gardasee. Wir horchen beim Frühstück am Morgen tief in uns hinein und hören übereinstimmend folgendes: Oh Herr, beschere uns eine schöne, aber nicht zu anstrengende letzte Etappe. Dem Wunsch kann entsprochen werden. Vor Jahren bin ich ohne großes Nachdenken einfach die Straße hinunter nach Molveno gerollt. Das muss besser gehen, denke ich mir und schaue in die Karte. Neben der Straße schlängelt sich offenkundig ein Wanderweg zum Lago Molveno. Aha, das sollte passen. Zufällig kommt gerade eine junge, attraktive Italienerin des Weges. Ich frage sie. „Ja, gleich am Ortsausgang von Andalo geht links der Wanderweg ab. Da ist ein Schild“, verstehe ich und bedanke mich für die Auskunft: „Grazie mille e buona giornata, signorina.“ Der Wanderweg ist schnell gefunden und eine schöne Alternative zur Fahrt auf der Straße.
Bald sind wir am Lago Molveno.
Wir passieren den See auf der Gegenseite. Das stellt sich als reizvolle Variante heraus. Nach der Staumauer rollen wir weiter bergab zum Lago di Nembia,
In Nembia queren wieder die Straße und erreichen nach einem kurzen Trailstück die Schotterpiste nach Ranzo. In der Tendenz geht es bergab, ein paar kleinere Gegenanstiege gibt es noch. In der Gegenrichtung bin ich diesen Weg schon einmal gefahren und weiß, dass es eine landschaftlich schöne Strecke ist.
Wir begutachten von oben den tiefen Einschnitt, den der Fluss Sarca in den Fels gegraben hat.
Gegenüber sehen wir am Monte Casale die Piste zum Passo della Morte, etwas unterhalb den Radweg der Sarca-Schlucht.
Kurz vor Ranzo wird die Schotterpiste plötzlich sehr breit und geht in zerbröckelnden Asphalt über. Scheinbar gab es einmal ein Straßenbauprojekt in Richtung Molvenosee, vermutlich im Zusammenhang mit dem Bau des Staudammes und des E-Werks. Fortgeführt wurde es offensichtlich nicht. Gut so, damit ist eine schöne MTB-Strecke erhalten geblieben. Am Ortsende von Ranzo führt der Weg über den alten Karrenweg hinunter zum Castel Toblino.
Vor Jahren war das noch ein sehr rustikales Rüttelmonster – jetzt besteht der Untergrund aus Waschbeton. Steil ist der Weg immer noch, die Kurven sind eng und die Bremsen müssen gute Arbeit leisten. Unterwegs kommt man an einem großen Felsüberhang vorbei, fast schon eine Höhle. Hier sind oft Kletterer zugange. Es ist interessant, ihnen aus der Nähe zuzusehen.
Dabei können die Bremsscheiben abkühlen. Sie werden aber gleich wieder heißlaufen, auf dem Rest des Weges bis zum Lago di Toblino. Weiter geht es am See entlang bis Sarche. Hier am Kreisverkehr halbrechts bis zur Brücke über die Sarca und dort auf den Radweg abbiegen. Er verläuft nach Pietramurata. Ab hier ist uns allen der Weg vertraut. Durch die Steinwüste der Marocche werden wir über Dro und Ceniga nach Arco fahren.
In Dro ist eine Eispause an der Gelateria Maui Pflicht.
Danach folgt die schöne Passage durch die Olivenhaine zur alten Römerbrücke bei Ceniga.
Die Fahrt auf dem Radweg sollte zügig erledigt sein, aber nein, das erste und einzige Mal auf dieser Transalp schlägt der Pannenteufel zu. Auf der Strecke wirbelt mein Vorderrad einen Ast in die Luft. Der schlägt einen Salto, erwischt mein Hinterrad und schafft es tatsächlich, sich zwischen den Speichen einzufädeln. Es gibt ein metallisches Peng und ich komme abrupt zum Stehen. Zwei Speichen sind gebrochen und die Felge hat einen ordentlichen Schlag weg. Ich kann das ganze zum Glück so weit zentrieren, dass es bis zum Gardasee halten sollte.
Das Hinterrad hält durch und schließlich erreichen wir ohne weitere Schäden glücklich und zufrieden den Lago di Garda.
Auf die erlebnisreiche Transalp stoßen wir nach dem obligatorischen Finisherbild gerne an, natürlich mit einem Hefeweizen.
Übernachtungstipps
- Torbole: Aktivhotel Santalucia, Via di Santa Lucia, 6, 38069 Nago-Torbole, Tel.: +39 0464 505140
- Torbole: Villa Stella: Via Strada Granda, 104 – 38069 Torbole Tel + 39 0464 505354
Fazit
Angenehme, sehr flexible Transalp mit weitgehend fahrbaren Strecken. Imposanter Trail vom Tuxer Joch ins Schmirntal. Sehr gut für Einsteiger geeignet. Lässt sich je nach Wetter, Lust und Laune beliebig verlängern oder verkürzen, da man immer in der Nähe des Eisack- bzw. Etschtals mit deren guten Verkehrsverbindungen bleibt. Im mittleren Teil kreuzt sie sich im Villnößtal und über die Seiseralm mit der Transalp an den Monte Grappa. Das ergibt eine gute Möglichkeit, diese beiden Transalps zu kombinieren. Deshalb sind beide Transalps im Transalp Roadbook 3 zusammengefasst, das den Titel „Mein Doping heiß Hefeweizen“ trägt. Selbst Jan Ullrich hat dazu seinen Segen gegeben.